Schwarm

29. November 2024

Ein Bienenschwarm ist eines der spektakulärsten Phänomene im Leben eines Honigbienenvolkes. Das Schwärmen ist ein natürlicher Vermehrungsvorgang. Ein Teil des Volkes verlässt zusammen mit der alten Königin die Beute, um an einem anderen Ort eine neue Kolonie aufzubauen. Das Schwarmverhalten ist sowohl ein evolutionäres Meisterstück als auch eine Herausforderung in der modernen Bienenhaltung.

Warum schwärmen Bienen?

Schwärmen ist ein Vorgehen, wie sich Honigbienenvölker teilen, um sich fortpflanzen. Wenn ein Volk im Frühjahr und Frühsommer (in der Regel von Mai bis Juni) durch die enorme Legeleistung seiner Königin von bis zu 1.200 Eier pro Tag und die hereinkommende Tracht stark wächst, wird der Platz in der Beute sowohl für Bienen als auch für offene Brut als Futtersaftabnehmer knapp. Dann beginnen die Arbeiterinnen mit der Schwarmvorbereitung. Sie legen zahlreiche Weiselzellen an und ziehen darin Jungköniginnen auf, indem sie die befruchteten Larven ausschließlich mit Gelée Royale füttern. Sobald die erste Schwarmzelle verdeckelt ist, kann der Schwarmvorgang beginnen. Die ursprüngliche Königin und etwa die Hälfte der Arbeiterinnen fliegen aus, um einen neuen Lebensraum zu suchen.

Der Flug ins Ungewisse

Ein Bienenschwarm besteht aus bis zu 30.000 Bienen und ihrer Königin, die gemeinsam als Traube an einem Zwischenstopp, etwa einem Ast oder einer Hecke, hängen bleiben. Dort schützen sie die Königin in ihrer Mitte und warten, während sogenannte Spurbienen in einem Umkreis von mehreren Kilometern nach einer geeigneten neuen Behausung suchen. Diese Bienen kundschaften Hohlräume wie Baumhöhlen oder Nistkästen aus und „verhandeln“ mit dem Schwarm über den besten Platz; ein Beispiel für die kollektive Schwarmintelligenz. Manchmal fängt der Schwarm auch an Ort und Stelle mit neuem Wabenbau an und bleibt. Fängt ihn niemand ein, bricht der Bienenpulk meistens innerhalb weniger Stunden auf und zieht weiter.

Der Schwarm als Herausforderung in der Imkerei

Für die auf Honigertrag ausgerichtete Imkerei stellt das Schwärmen eine Herausforderung dar, da Völker in Schwarmstimmung ihre Honigproduktion herunterfahren. Ist der Schwarm ausgezogen, fehlt gut die Hälfte eines Volkes sowie eine vermeintlich wertvolle Königin. Ferner braucht ein Volk mindestens sechs bis sieben Wochen, bis es seine Volksstärke wieder merklich aufgeholt hat. Um dem vorzubeugen, greifen Imker zu Maßnahmen für die Schwarmverhinderung, wie die Erweiterung des Brutraums, der Ablegerbildung oder der temporären Trennung des Volkes von seiner Königin.

Ein Schwarm in freier Natur

Ein Schwarm in freier Natur überlebt aufgrund des Befalls mit Varroa meist keine zwei Jahre. Dennoch kann ein Schwarm auch eine Chance bieten: Wenn der Vorschwarm mit der alten Königin eingefangen wird, ergibt er ein neues Volk, das nach einer zusätzlichen Futtergabe neue, unbelastete Waben baut und eine legende Königin mitbringt. Eine klassische Form der Schwarmimkerei ist die traditionelle Korbimkerei, wie sie in der Lüneburger Heide lange üblich gewesen ist.