Nach dem letzten Abschleudern entscheidet sich, ob im Folgejahr die Varroa in den Griff zu bekommen ist. Wir geben Tipps zur Milbenbekämpfung, damit Sie später keine bösen Überraschungen durch die Varroabelastung erleben.
Für Anfängerinnen und Anfänger in der Imkerei können die Behandlungsmöglichkeiten gegen die Varroa verwirrend vielfältig sein. Im Internet stößt man immer wieder auf längst verworfene Behandlungsmethoden, die von Neulingen nicht selten begeistert aufgegriffen werden: Hyperthermie, Bücherskorpion, Sumpfporst, Farnkraut, kleine Zellen, eine spezielle Wabenanordnung und so weiter – all das ist im besten Fall nur unpraktikabel, im schlechtesten Fall sind Ihre Völker tot.
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Wenn Sie sich stattdessen an bewährte Behandlungskonzepte halten, können Sie später auch hiervon abweichen und nach Optimierungsmöglichkeiten suchen.
1. Varroabelastung klein halten: Unbedenkliche Mittel nutzen
Nicht alles, was zur Behandlung gegen die Varroa zugelassen ist, ist auch unbedenklich. Sogenannte synthetische Varroazide zählen zu den ältesten Varroa-Bekämpfungsmitteln. Im Laufe der Zeit hat sich allerdings herausgestellt, dass Präparate mit Wirkstoffen wie Flumethrin oder Amitraz bei regelmäßigem Gebrauch zu Resistenzen führen können.
Nach Jahren der erfolgreichen Anwendung können plötzlich ganze Völkerbestände zusammenbrechen. Einige Imkerinnen und Imker nutzen die Präparate daher im Notfall oder im Wechsel. Durch ihre Fettlöslichkeit gehen die Wirkstoffe allerdings in den Honig und das Wachs über, wo sie sich anreichern können.
Der Wirkstoff Thymol ist ebenfalls fettlöslich. Da hier aber keine Gefahr der Resistenzbildung besteht, wurde er manchmal in die Behandlungskonzepte der Bieneninstitute und Imkerverbände mitaufgenommen. Bei starkem Varroabefall ist die Wirkung von Thymol jedoch unzureichend. In diesem Fall helfen die organischen Säuren Ameisensäure oder Oxalsäure weiter, die früher als „alternative Varroa-Mittel“ bezeichnet wurden, heute aber fest etabliert sind.
Sie sind etwas komplizierter in der Anwendung, dafür aber effektiv, und führen weder zu Resistenzen noch zu länger verbleibenden Rückständen in Wachs oder Honig. Hierbei muss man nicht auf teure und vermeintlich einfacher anzuwendende Kombipräparate, wie VarroMed, zurückgreifen: Die Wirksamkeit der Einzelsubstanzen Ameisen- und Oxalsäure liegt höher als die von der Zulassungsbehörde angegebene Wirksamkeit von VarroMed.
2. Varroabelastung im Griff: Ameisensäure nicht abschreiben
Aus zwei Gründen hat Ameisensäure einen schlechten Ruf: Sie führt bei ungünstigen Bedingungen zu Brutschäden, und ihre Wirksamkeit ist stark von äußeren Faktoren wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit abhängig. Erfahrene Imkerinnen und Imker sind der Säure dennoch treu geblieben, da diese auch Milben tötet, die in der Brut sitzen – und damit brütende Völker schnell und effektiv von der Varroenlast zu befreien vermag.
Kleinere Brutausfälle werden gerne in Kauf genommen, wenn das Volk danach gesund durch den Winter kommt. Zum imkerlichen Wissen zählt schon länger, dass Ameisensäure-Dispenser an heißen Tagen nicht direkt über der Brut platziert werden und als Puffer für die starken Säuredämpfe mindestens Futterkränze über der Brut vorhanden sein sollten; bei Wirtschaftsvölkern puffert zudem der ehemalige Honigraum, der im Zuge der Wabenhygiene auf den Brutraum umgesetzt wird.
Die starke Temperaturabhängigkeit von Ameisensäure macht die Wahl des Behandlungstermins nicht einfach: Ende Juli und Anfang August ist es oftmals mit über 30 °C zu heiß und die Völker pflegen noch größere Brutflächen, während die Tageshöchsttemperaturen ab Anfang September oftmals unter den kritischen Wert von rund 15 °C fallen und hohe Luftfeuchte die Behandlung erschweren kann. Der optimale Zeitraum für die Behandlung von Wirtschaftsvölkern liegt daher zwischen Mitte und Ende August. Dabei behandelt mani nicht starr nach dem Kalender, sondern man sollte auf günstige Wetterlagen achten.
Da Jungvölker erst ab Mitte/Ende September behandelt werden, kann man auf warme Tage im Frühherbst warten oder mit Ameisensäure getränkte Gelstreifen – sogenannte MAQS – nutzen. Diese sind zwar relativ teuer, dafür aber auch bei Temperaturen unter 15 °C noch gut wirksam. Falls Sie die Gelstreifen nutzen, informieren Sie sich über die richtige Anwendung in unseren weiterführenden Infos unten.
3. Pedantisch sein, um die Varroabelastung in den Griff zu bekommen
Bei der Ameisensäure-Behandlung sind Imkerinnen und Imker mit einem Hang zur Pedanterie klar im Vorteil. Denn man muss die Dosierung der Ameisensäure und die Justierung der Verdunstungsleistung mittels Docht genau an die Volksgröße, die Beute, das Kleinklima am Stand und das Wetter anpassen. Wer die Verdunstungsleistung kontrolliert, später den (natürlichen) Milbentotenfall protokolliert und anschließend die richtigen Schlüsse zieht, hat schon halb gewonnen.
Einige Imkerinnen und Imker passen die Ameisensäure-Behandlung dahingehend an, dass sie nur drei Tage anstatt zehn oder mehr Tage mit einem Langzeitverdunster behandeln. So bleiben die Völker in der Brut, und man kann Misserfolge in der Behandlung schneller korrigieren. Denn auch Verfechter der Schwammtuch-Methode wissen: Für eine gute Wirkung der Ameisensäure braucht es eigentlich nur einen Tag – an diesem müssen aber die Bedingungen stimmen.
4. Oxalsäure schätzen lernen
Wegen ihrer Abhängigkeit von äußeren Faktoren sind in den letzten Jahren viele Imkerinnen und Imker von der Ameisen- zur Oxalsäure gewechselt. Seit 2017 ist es mit der Zulassung des Präparats „Oxuvar 5,7 %“ möglich, ein brutloses Volk mit einer dreiprozentigen (!) Oxalsäuredihydrat-Lösung einzusprühen.
Die Behandlung ist effektiv und relativ wetterunabhängig. Doch auch hier gibt es mindestens zwei Herausforderungen. Für eine ausreichende Wirkung muss man die Völker zunächst brutfrei machen. Anschließend muss man Wabe für Wabe ziehen und die darauf sitzenden Bienen einsprühen. Das kostet Zeit und kann zum Ausbruch von Räuberei am Bienenstand führen. Die jeweilige Technik zur Brutfreimachung und Behandlung will daher gut beherrscht sein.
Grundsätzlich gibt es zwei Wege der Brutfreimachung. Entweder hindert man die Königin über einen gewissen Zeitraum am Eierlegen, oder man sondert die Brut vom Restvolk ab. Für Anfängerinnen und Anfänger in der Imkerei ist das Sperren der Königin im Verfahren „Käfigen und behandeln“ oder im Bannwaben-Verfahren möglicherweise zu herausfordernd. In der Imkerschaft etabliert haben sich in den letzten Jahren die Verfahren „Teilen und behandeln (Tub)“ und die „Komplette Brutentnahme (KBE/TBE)“.
Beim Teilen und behandeln werden ein weiselrichtiger Flugling und ein weiselloser Brutling gebildet. Diese vereinigt man später oder führt sie getrennt weiter. Bei der Kompletten Brutentnahme fegt man am selben Platz alle Brutwaben in eine neue Zarge mit Leerwaben, ähnlich einer Kunstschwarm-Bildung. Die entnommenen Brutwaben werden eingeschmolzen oder zu Brutsammlern vereinigt.
Hinweis: Seit dem vergangenen Jahr ist neben dem Träufeln und Sprühen auch das Verdampfen von Oxalsäure unter bestimmen Voraussetzungen zugelassen. Die Beschreibungen hier beziehen dies allerdings nicht mit ein.
5. Zügig arbeiten gegen die Varroabelastung
Um keine Räuberei am Stand auszulösen, sollte man bei einer Brutfreimachung schnell und gewissenhaft arbeiten. Hierfür müssen alle Handgriffe sitzen, zum Beispiel beim Teilen und behandeln. Damit ein starker Flugling entsteht, muss man ihn auf dem alten Boden bilden, und der Brutling darf nicht direkt neben ihm stehen.
Vor allem aber muss man schnell sein. Für die Sprühbehandlung des brutfreien Fluglings wenige Tage nach dessen Bildung werden normalerweise alle Waben gezogen. Um zügiger zu arbeiten, entnehmen manche Imkerinnen und Imker die Futtertasche oder zwei Waben und sprühen anschließend leicht schräg von oben Wabe für Wabe ein, ohne diese ziehen zu müssen. Auch das einmalige Träufeln von Oxalsäure in die am Abend oder frühen Morgen eng sitzende Bienentraube ist verbreitet, was aber beim stärker mit Varroen belasteten Brutvolk seltener eine gut wirksame Option ist. Manche Imkernde träufeln dann zwei Mal im Abstand von einer Woche, besser ist es aber zu sprühen.
INFO: Kann ich ganz auf Ameisensäure verzichten?
Die meisten Imkerinnen und Imker legen sich nach ein paar Jahren auf ein für sie funktionierendes Behandlungskonzept fest. Verfahren wie „Teilen und behandeln“ oder die „Komplette Brutentnahme“, kombiniert mit einer effektiven Oxalsäure-Behandlung, sind beliebt geworden. Das liegt auch an der relativen Unabhängigkeit von äußeren Faktoren sowie der noch späten Völkervermehrung. Fallen jedoch bereits Ende Juli weit über 30 Milben pro Tag auf die Varroa-Schublade, ist eine Notbehandlung mit Ameisensäure die bessere Option. Das Brutvolk würde sonst kurz darauf zusammenbrechen.
Auch für die Behandlung von nicht brutfreien Ablegern, Teilvölkern oder schwächeren, zuvor abgeschwärmten Wirtschaftsvölkern sollte die Ameisensäure zum Einsatz kommen. Dabei orientiert man sich Schadschwellen: Wenn im Juli oder August täglich über fünf Milben auf die Windel fallen (zehn bei Wirtschaftsvölkern) oder im September über eine Milbe am Tag (fünf bei Wirtschaftsvölkern). Kontrollieren Sie den Behandlungserfolg zwei Wochen nach der Behandlung, wenn sich der natürliche Milbenfall wieder eingestellt hat. Bei Oxalsäure warten Sie mindestens drei Wochen.
Malte Frerick
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