Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) fordert, die Zahl der Honigbienenvölker in Naturschutzgebieten zu deckeln. Der Deutsche Imkerbund reagiert auf die Forderung.
Der NABU fordert in einem Positionspapier die Einführung eines zentralen, öffentlich zugänglichen digitalen Registers für Honigbienenvölker. Auf diese Weise möchte man es ermöglichen, die regionalen Dichten von Honigbienen vor allem in der Nähe von Naturschutzgebieten einschätzen zu können.
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In diesen Gebieten und in einem Umkreis von zwei Kilometern schlägt die Umweltorganisation eine Begrenzung der Völkerzahl auf drei Völker pro Quadratkilometer vor. Gerade in Naturschutzgebieten, die lediglich fünf Prozent der Fläche Deutschlands ausmachen, sollten nach Ansicht des NABUs die bereits gestressten Wildbienen nicht noch zusätzlich durch viele Honigbienen unter Druck geraten, sondern Wildbienen den Vorrang haben.
NABU sieht Mangel an Lebensraum
Der NABU betont, dass die wichtigsten Treiber für den Insektenrückgang die Veränderung der Landnutzung, Umweltverschmutzung, Klimawandel und der Verlust an Lebensraum und Nahrungsressourcen sind. „Wildbienen sind eigentlich nicht durch Honigbienen bedroht, sondern durch einen Mangel an Lebensraum“, steht im Positionspapier. Allerdings könne in dieser Situation auch die Honigbienenhaltung als zusätzlicher Stressor wirken.
„Wir begrüßen, dass das Positionspapier auf den aggressiven Tonfall verzichtet hat, der in dieser Diskussion oft aufkommt“, sagt Torsten Ellmann, Präsident des Deutschen Imkerbundes, „und bedanken uns für die Gespräche die vorab unser Präsidiumsmitglied August-Wilhelm Schinkel mit dem NABU führen konnte. Natürlich sehen wir einige Punkte anders. So ernähren beispielsweise Massentrachten eine viel größere Zahl an Bestäubern. Deshalb halten wir eine pauschale Deckelung von Völkerzahlen für nicht sinnvoll.“
Auch sehe er keinen Anlass dafür, Bienenstände aus Naturschutzgebieten zu räumen, wenn die Völker dort bereits seit Jahren stehen und dem Gebiet zugleich eine große Wildbienenvielfalt attestiert wird. „Wir werden uns über das Positionspapier mit dem NABU austauschen“, sagt Ellmann. An dieser Stelle wolle er aber vor allem die Punkte aus dem Positionspapier aufgreifen, dass Imkerei und Naturschutz Partner sind. Außerdem müsse man die Haupttreiber des Insektenschwundes bekämpfen.
„Wenn wir uns anschauen, was gerade mit dem Green Deal auf europäischer Ebene passiert, müssen wir dringend gemeinsam handeln, um Lebensräume für Bestäuber und andere Insekten zu schützen und zu fördern“, führt Ellmann aus. „Hierzu möchten wir gerne den Dialog mit dem NABU und auch mit anderen Naturschutzverbänden führen.“
Imkerei und Naturschutz als Partner
Im Positionspapier werden Imkerei und Naturschutz als Partner bezeichnet. Imkerinnen und Imker sollten nicht genötigt werden, ihre Völker aus einer ausgeräumten Landschaft in Naturschutzgebiete bringen zu müssen. Daher ist eine Hauptforderung des NABUs die Bekämpfung der Haupttreiber des Insektenschwundes. Um Wildbienen noch besser zu schützen, sollten sie explizit in die Managementplänen von Schutzgebieten aufgenommen werden. Dasselbe gilt für die Definition von Zielarten, da Wildbienen in der Regel im Management von Naturschutzgebieten nicht berücksichtigt sind.
spie
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