Im Oktober sind noch ein paar Handgriffe an den Bienenvölker notwendig. Dabei geht es auch um ein Langzeitexperiment – eine besondere Überwinterungsmethode. Außerdem steht die Honigvermarktung nun an und damit verschiedene Möglichkeiten, den Honig zu verkaufen.
Überwinterungsmethode als Langzeitexperiment
Die im Juli zur Einweiselung geteilten Völker werden jetzt im Oktober wieder vereinigt. Dazu nehmen wir die ehemaligen Brutlinge, die wir auf die Beuten gestellt hatten, ab und stellen sie beiseite. Die Zargen der Beuten mit den Inselköniginnen, die ehemaligen Fluglinge, werden nacheinander abgenommen und die Brutlinge ganz unten als erste Zarge auf die Böden gesetzt.
Die nachgezogenen F1-Königinnen beurteilen wir anhand ihres Brutnestes und der Volksstärke. Mit „sehr gut“ bewertete Exemplare behalten wir und überwintern sie in Mini-Plus-Beuten. Die beiseite gestellten Zargen mit den Inselköniginnen werden nun aufgesetzt und die Völker verschlossen. Für die erhaltungswürdigen F1-Königinnen bereiten wir Mini-PlusBeuten mit mindestens drei Zargen vor, die wir mit ausgebauten Leerwaben, Futterwaben und einer Futtertasche ausstatten. In die Mini-Plus-Beuten fegen wir ausreichend Arbeitsbienen und setzen die mit Verschlussteig gekäfigten Königinnen zu.
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Diese Überwinterungsmethode ist kein Standard und wird von uns als Langzeitexperiment betrieben. Die Ergebnisse sind von Jahr zu Jahr unterschiedlich und schwer vergleichbar. Das größte Problem stellt die exakt angepasste Varroa-Behandlung dar: Bei der Mini-Plus kann man sehr leicht überdosieren. Ameisensäure-Behandlungen sind normalerweise temperaturbedingt nach Oktober nicht mehr möglich. Da nur eine einzige Behandlung mit Oxalsäuredihydrat durchgeführt werden kann, muss diese die Milbenzahl so nachhaltig reduzieren, dass das Volk eine Chance hat, den Winter gesund zu überstehen.
Wenn das milde Winterwetter die Brutpausen immer häufiger verzögert oder sogar verhindert und das Volk keine Winterkugel mehr bildet, ist der Erfolg nicht garantiert. Mittlerweile haben wir die Vorgehensweise aber gut im Griff und ordentliche Überwinterungsraten. Die Mini-Plus-Königinnen können wir im nächsten Frühjahr verkaufen oder notfalls selbst nutzen, falls eines unserer Völker seine Königin über den Winter verloren haben sollte.
Honigvermarktung: Viele Aspekte zu beachten
Während die Völker nach und nach in die Winterruhe gehen, hört für uns die Arbeit nicht auf. Die neue Ernte steht abgefüllt im Honiglager und muss vermarktet werden. Es heißt, die Deutschen seien mit 1,1 Kilogramm pro Mensch und Jahr Weltmeister beim Honigkonsum und nur 20 Prozent des Bedarfes würden hierzulande produziert: für uns Freizeitimker eigentlich paradiesische Voraussetzungen. Trotzdem ist der angemessene Preis leider ein Thema, zu dem wir immer wieder sehr viel Aufklärungsarbeit leisten müssen.
An der Haustür verkaufen wir das 500-Gramm-Glas für acht Euro, Mengenrabatt gibt es nicht. Auf Messen und Märkten können wir zwar bis zu zwei Euro mehr verlangen; abzüglich Werbemittel, Aufwand und Standkosten erzielen wir dabei aber keinen höheren Ertrag. Meistens überzeugen wir die Kunden mit unseren Verkostungsaktionen, bei denen wir sie anonymisierte Handelshonige mit unserer Eigenproduktion vergleichen lassen.
Honigvermarktung mit Bienenweide verknüpfen
Einen großen Teil unseres Honigs verkaufen wir an Stammkunden aus der Nachbarschaft, an Bekannte und Kollegen. In unserem Viertel leben viele Familien, die uns über die Kita oder die Schule ihrer Kinder weiterempfehlen. Einige kommen auch mit ihren Kindern oder Enkelkindern vorbei, um ihnen zu zeigen, wo der Honig herkommt, und machen bei dieser Gelegenheit gerne noch ein Selfie.
Das andere wichtige Standbein sind kleinere Messen, Märkte, Straßenfeste, der Tag der deutschen Imkerei und weitere Veranstaltungen, auf denen wir unseren Honig als regionales Produkt aus handwerklicher Herstellung bewerben. Als attraktives Werbemittel setzen wir oft die heißbegehrten 30-Gramm-Honiggläschen des Deutschen Imkerbundes ein, die wir als Proben verschenken. Ein weiterer Werberenner sind Samentütchen, die wir anlässlich einer Gemeinschaftsveranstaltung mit der Landwirtschaftskammer Hamburg gestaltet haben. Bienenweide ist ein überaus positiv besetztes Thema. Man kann über die Bienenweide sofort mit den Besuchern ins Gespräch kommen und jeder kann etwas dazu beitragen.
Honigvermarktung: Oftmals hohe Standmieten bei Märkten und Messen
Gelegentlich wird der Imkerverband auch kostenlos zu professionellen Märkten und Messen wie „Land und Genuss“ eingeladen. Da die dort sonst üblichen Standmieten für Freizeitimker unerschwinglich wären, ist das für mich immer eine großartige Gelegenheit, den Vereinsmitgliedern attraktive Verkaufsmöglichkeiten mit interessantem Publikum vermitteln zu können. Verglichen mit anderen Bundesländern ist die Vermarktungssituation der Hamburger Freizeitimker vermutlich besser.
Dennoch geben auch hier zu viele Imkerinnen und Imker ihren guten Honig zum Teil deutlich zu günstig ab. Sie nutzen ihre Möglichkeiten nicht.
Ihre Edda Gebel
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