Vor einem Jahr griff Russland die Ukraine an. Dies ließ auch die ukrainische Imkerei nicht unberührt. So zeigt sich die Lage für Imker im Kriegsgebiet.
Seit Beginn des Angriffs Russlands auf die Ukraine hat sich die Zahl der ukrainischen Imker schätzungsweise halbiert. Die Bienenhalter müssen als Soldaten gegen russische Aggressoren kämpfen, statt sich um ihre summenden Lieblinge zu kümmern. In den besetzten Gebieten brachten Einschränkungen und Schikanen die Berufsimkerei gar weitgehend zum Erliegen.
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Am 24. Februar 2022 begann der Krieg in der Ukraine. Dies ließ auch die ukrainische Imkerei nicht unberührt: Bienenstände wurden durch Beschuss des russischen Militärs zerstört und in den besetzten Gebieten vernichteten russische Soldaten so manche Bienenvölker aus reiner Willkür. Daneben gingen Imkereiausrüstung und Anlagen für die Honigproduktion verloren – und das Leben von Imkern und deren Angehörigen.
Imkerei in besetzten Gebieten
„Die Feindseligkeiten haben viele Imker gezwungen, ihre Heimat zu verlassen“, berichtet Natalia Senchuk, Direktorin der Landwirtschaftsschule Hadiach. „Sie mussten fast immer ihre Bienenstöcke in den besetzten Gebieten zurücklassen, da sie diese nicht so einfach und schnell in eine andere Region verlegen konnten.“ Zu den Flüchtlingen gehört auch der Berufsimker Pavel Tverdokhlib, der nach mehreren Monaten russischer Besatzung nach Deutschland fliehen konnte. Seine Geschichte haben wir im dbj 2/2023 erzählt.
In den besetzten Gebieten konnten die verbliebenen Imker unter anderem aufgrund der Ausgangssperre nur noch eingeschränkt wandern oder abgelegene Bienenstände besuchen. Sie durften die Regionen auch nicht mehr verlassen, um zum Beispiel Mittelwände, Arzneimittel, neue Bienenvölker, Futter oder Ausrüstung zu kaufen.
Unbestellte Äcker und kein Honigexport mehr
„Vor der russischen Invasion war der Imkereisektor in den nun besetzten Regionen gut entwickelt und vor allem exportorientiert ausgerichtet. Seit der russischen Besetzung dürfen die Imkereien ihren Honig und andere Bienenprodukte aber nicht mehr exportieren“, erklärt Senchuk, „und die Anwohner haben meist kein Geld und können auch keinen Honig in großen Mengen kaufen. Unter diesen Bedingungen ist eine normale Entwicklung der Bienenzucht nicht möglich.“
Zwar spendeten die Trachtpflanzen 2022 in der Ukraine reichlich Nektar, doch konnten die Bienen diese nicht überall wie üblich nutzen. Zudem spielten für die Honigproduktion in diesem Jahr Wildblumen teils eine größere Rolle als die üblichen Trachtquellen, da durch den Krieg viele Äcker nicht bestellt wurden. Den Angaben der Vereinten Nationen zufolge war ein Drittel der ukrainischen Felder in der Ukraine aufgrund des Krieges für die Aussaat ungeeignet.
Ukraine: Imker berichten von vermehrten Bienenvergiftungen
Darüber hinaus zerstörten russische Angriffe Bauernhöfe und die dortigen Geräte. Anstelle guter Nektarquellen wie Sonnenblumen bauten die Landwirte vorrangig Getreide an. „Im Südosten plünderte das russische Militär zudem die Bauernhöfe und transportiere landwirtschaftliche Geräte nach Russland ab“, erzählt Senchuk.
Außerdem weiß sie noch von einem anderen Problem zu berichten: „Viele Landwirte waren nicht in der Lage, rechtzeitig Pestizide zu kaufen und die Pflanzenbehandlung gemäß den Anweisungen durchzuführen. Dadurch kam es im letzten Jahr zu vermehrten Bienenvergiftungen – in fast allen Regionen der Ukraine starben viele Bienen.“ Ein weiterer „Kollateralschaden“ von Putins Krieg.
Sebastian Spiewok
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