Die Kleine Harzbiene ist mit rund sieben Millimetern wirklich klein, aber dafür ist sie besonders mutig. Anders als die meisten anderen Wildbienen baut sie ihre Nester im Freien. Wie die Wildbiene des Monats Oktober 2022 das genau macht, was sie als Nahrungspflanzen braucht und woher ihr Name kommt – ein Porträt.
Die Kleine Harzbiene (Anthidium strigatum) nistet weder im Boden, noch in Sandhügeln. Sie baut keine Gänge ins Holz und sie nutzt auch keine Pflanzenstengel, um in diese ihre Eier abzulegen. Sie baut ihre Nester tatsächlich so, dass diese an der frischen Luft hängen. Dafür nutzt sie kleine Steinchen und Baumharze und baut daraus Nester mit Brutkammern. Diese hängt sie an die sonnige Südseite von Steinen, Baumstämmen oder Pflanzenstängeln und tarnt sie mit Rindenstückchen.
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Die ungewöhnlichen Freibauten und auch die Tatsache, dass die Kleine Harzbiene bis jetzt noch aktiv war, sind Gründe, warum die Initiative „Deutschland summt!“ und die dahinter stehende Stiftung Mensch & Umwelt sie zur „Wildbiene des Monats Oktober 2022“ gekürt haben. Die Initiative stellt jeden Monat eine besondere Wildbienenart vor und zeigt auch, wie man sie schützen kann.
Die Kleine Harzbiene braucht heimische Stauden
Und das geht am besten, in dem die passenden Nahrungspflanzen für die Wildbienen anpflanzt. Das sind für die Kleine Harzbiene bzw. ihre Nachkommen, die mit Pollen versorgt sein wollen, vor allem heimische Wildstauden. Diese sollten bestenfalls in unmittelbarer Nähe zum Nest angeflogen werden können. Pollen sammelt die Kleine Harzbiene an insgesamt acht Pflanzenfamilien, denn sie braucht eine Vielzahl an Blüten. Dazu gehören: Natternkopf, Sonnenröschen, Fingerkraut und ganz besonders der Gewöhnliche Hornklee. Das sind alles Pflanzen, die in der Hauptflugzeit der „Wildbiene des Monats Oktober“ – zwischen Juni bis Ende August – blühen.
Zu erkennen ist die Kleine Harzbiene an ihrer schwarz-gelben Zeichnung. Verwechslungsgefahr mit Wespen besteht aber nach Angaben von „Deutschland summt!“ nicht, da sie einen viel kompakteren Körperbau hat. Dafür ähnelt sie aber der weitverbreiteten Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum). Unterscheiden kann man sie dennoch, denn die Kleine Harzbiene ist tatsächlich sehr sehr klein. Sie ist nur rund sieben Millimeter groß. Unterschiede zwischen den Männchen und Weibchen bestehen vor allem durch die hellgelbe Gesichtszeichnung der Männchen. Außerdem haben sie Mundwerkzeuge von ähnlicher Färbung.
Sonnenanbeterin Kleine Harzbiene
Zwar ist die Kleine Harzbiene in Deutschland noch an vielen Orten zu finden, aber dort taucht sie nur noch mäßig häufig auf. Diese kleine Wildbiene ist eine Sonnenanbeterin und so fühlt sie sich auf Trockenstandorten am wohlsten. Zu finden ist sie an Felshängen, an sonnigen Waldrändern, in lichten Kiefernwäldern, Sand- und Kiesgruben, aber auch in Steinbrüchen.
„Deutschland summt!“ hat eigene Fakten „Wildbiene des Monats Oktober 2022“ zusammengestellt:
- Name: Kleine Harzbiene (Anthidium strigatum, PANZER 1805); synonym: Zwergharzbiene (Anthidiellum strigatum, PANZER 1805)
- Flugzeit: Juni–August (September)
- Lebensraum: unterschiedliche Trockenstandorte wie Felshänge, sonnige Waldränder, lichte Kiefernwälder, Sand- und Kiesgruben, Steinbrüche
- Nahrung: unspezialisiert, acht Pflanzenfamilien als Nahrungsquelle bekannt, Vorliebe für Gewöhnlichen Hornklee (Lotus corniculatus)
- Nistweise: errichtet Freibauten an Baumstämmen, Stängeln oder Steinen; Baumaterial zumeist Kiefernharz; Brutzellen werden mit Pflanzenhaaren ausgekleidet
- Parasiten: Gelbfleckige Düsterbiene (Stelis signata, LATREILLE 1809)
- Gefährdung: gilt in Deutschland als nicht gefährdet, weitverbreitet und mäßig häufig; in Schleswig-Holstein vom Aussterben bedroht
- Besonderheiten: nistet im Freien, ähnelt der häufigen Garten-Wollbiene
(Anthidiummanicatum)
Wer etwas für den Schutz der Kleinen Harzbiene und auch anderer Wildbienenarten unternehmen möchte, kann schon jetzt im Herbst für das kommende Jahr vorplanen. „Deutschland summt!“ rät dazu, jetzt bestimmte Gehölze und Frühjahrsblüher zu pflanzen und Aussaaten mit heimischem Saatgut vorzunehmen. Tipps, wie man bienenfreundliche Strukturen gestaltet, finden Sie auf wir-tun-was-fuer-bienen.de und deutschland-summt.de.
jtw