Im April geht es richtig los in den Bienenvölkern – vorausgesetzt Wetter und Trachtangebot machen mit. An einem Bienenstand sollte die Völker möglichst ähnlich entwickelt sein. Als Imker kann man beeinflussen. So bekommt man gleich starke Bienenvölker.
Die Frühjahrentwicklung unserer Pflanzen in Nordwestdeutschland verläuft rasant und hat sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr auf einen kurzen Blühzeitraum komprimiert. Verschiedene Obstbäume, Schlehen, Johannisbeeren, Ahorn und viele weitere Pflanzen bieten im April ein üppiges Angebot an Pollen und Nektar.
Bei typischem Aprilwetter mit Regen, Schnee und Hagel können in ungünstigen Jahren die Bienen die Tracht nicht ausnutzen. Pflanzen können durch Wärme ihre Entwicklung beschleunigen. Bienen brauchen jedoch für ihre Entwicklung Zeit, und so kann es passieren, dass nicht genügend Sammelbienen zur Verfügung stehen. Ein ausgeglichenes Frühjahr mit gemäßigten Temperaturen würde Bienen und Blüten entgegenkommen. Jedoch können wir das nicht beeinflussen.
Gleich starke Bienenvölker: Voraussetzung wenig Varroen
Auch im April bleibt es wichtig, zunächst das Bienenvolk von außen zu beobachten. Der Bodenschieber – Anfang April immer noch eingelegt – zeigt weiter den Zustand und die Aktivitäten des Volkes. Dazu muss ich regelmäßig für seine Reinigung sorgen.
Die Varroen, die die Restentmilbung im Dezember überlebt haben, halten sich jetzt überwiegend zur Vermehrung in den Brutzellen auf. Die Milbenzahl wird sich jeden Monat verdoppeln, wenn ich keine geeigneten Gegenmaßnahmen in meine Betriebsweise mitaufnehme. Dazu gehören ganzjährig Stichproben, um den Befallsgrad zu ermitteln, ebenso das Ausschneiden der Drohnenbrut, die Ablegerbildung mit Brutwaben, die Milchsäurebehandlung der Ableger, die Anwendung von Ameisensäure nach der Lindenblüte sowie – im brutfreien Zeitraum Ende Dezember – die Restentmilbung mit Oxalsäure.
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Was man jetzt am Bienenvolk sehen kann
Von den Bienen gereinigte Böden deuten auf ein gutes Hygieneverhalten hin und sagen etwas über die Volksstärke aus. Vor dem Flugloch sehe ich jetzt vormittags bei Sonnenschein Jungbienen, die sich einfliegen. Durch ein kurzes Anheben der Beute stelle ich den Futtervorrat fest. Reicht er nicht, hänge ich überschüssige Futterwaben aus anderen Völkern um. Setzt die Tracht noch nicht ein und ist noch keine Erweiterung notwendig, lasse ich die Völker in Ruhe. Sollte es doch notwendig sein, die Beute zu öffnen, um Korrekturen vorzunehmen, nutze ich die Gelegenheit und drücke ganz leicht mit dem flachen Stockmeißel die verdeckelten Futterkränze an. Die Bienen tragen nun das Futter um.
Ein guter Polleneintrag befördert eine zügige Entwicklung der Völker im April. Dabei erleichtert ein blühendes Umfeld das Sammeln und ist ausschlaggebend für die Größe der Brutfläche und die Entwicklung der Futtersaftdrüsen der frisch geschlüpften Jungbienen, die in wenigen Tagen zu Ammenbienen werden.
Gleich starke Bienenvölker: Sitzen sie alle auf zwei Zargen?
Auf einem Stand sollte die Entwicklung aller Völker in etwa parallel verlaufen. Alle Völker sollten in der zweiten Aprilhälfte auf zwei Bruträumen sitzen. Beim Einsetzen der Tracht entnehme ich überzählige Futterwaben. Sie finden Verwertung bei der Ablegerbildung. Dagegen schmelze ich alle Futterwaben von aufgelösten und abgestorbenen Völkern grundsätzlich ein. Warum ein Volk krank oder schwach war, ist nicht immer bekannt. Wozu soll ich ein Risiko eingehen und möglicherweise Krankheiten in einen Ableger übertragen?
Jetzt kann ich noch Brutwaben austauschen, um die Volksstärken auf dem Stand auszugleichen. Bei ausgesprochen gut entwickelten Völkern beugt das dem Schwarmtrieb vor, gleichzeitig stärkt es die kleineren Völker. Eine gut angelegte Brutwabe, die schon bestiftet ist oder Brut in allen Stadien mit wenigen Lücken enthält, zeugt von einer leistungsfähigen Königin. Man braucht ein bisschen Erfahrung, um zu beurteilen, wann wie viele Bienen einer Wabe schlüpfen.
Gestaltet sich das Wetter entsprechend und die Völker haben sich gut entwickelt, hänge ich bei Einsetzen des Bautriebes zwei Drohnenrähmchen ans Brutnest in der oberen Brutzarge.
Honigräume aufsetzen
Ist bei entsprechender Wärme mit Volltracht zu rechnen, setze ich die mit unbebrüteten Waben und Mittelwänden bestückten Honigräume auf. Nachdem ich mich vom guten Gesundheitszustand der Völker überzeugt habe, gebe ich überschüssige Völker ab. Da hauptsächlich Neuimker von meinen Angebot Gebrauch machen, sollen sie im ersten Jahr nicht enttäuscht werden. Die Garantie der Seuchenfreiheit ist für mich selbstverständlich.
Ich habe meine Völker auf fünf Stände verteilt. Nur zur Rapstracht wandere ich in etwa 35 km Entfernung. Leider ist die Vielfalt der landwirtschaftlichen Kulturen im Emsland enorm zurückgegangen, dafür haben wir jetzt Mais auf 50 Prozent der Flächen. Wir werden hier nicht verwöhnt, aber die Landwirte geben sich Mühe durch das Anlegen von Blühstreifen und die Ansaat von Zwischenbegrünung.
In der IMME-Schule blicken die Neuimker neben der Theorie nun erstmalig in ein Bienenvolk. An je drei Tagen im April und Mai erleben sie die Entwicklung und führen alle Arbeiten selbst durch.
Hermann Hüsers
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