Für September 2021 hat die Stiftung für Mensch und Umwelt die Bunte-Blattschneiderbiene (Megachile versicolor) als Wildbiene des Monats gekürt. Was macht diese Art so besonders? Wie erkennt man sie und wo baut sie ihre Nester?
Gelb behaart, rote Bauchbürste, schwarzer Hinterleib und weiße Haarbinden – unsere Wildbiene des Monats zeigt sich verschiedenfarbig. Die Bunte Blattschneiderbiene ist aber nicht nur farbenfroh, sondern auch eine „Virtuosin der Faltkunst“.
Wo nistet die Bunte-Blattschneiderbiene?
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Die weitverbreitete Biene findet nahezu überall geeignete Stellen für den Nestbau. Dabei zeigt sie jedoch eine Vorliebe für trockenwarme Standorte. Waldsäume, Trockenhänge und Magerrasen werden von ihr ebenso aufgesucht wie Weinberge, Gartenanlagen und geeignete Nisthilfen.
Die Bunte-Blattschneiderbiene fliegt in den Monaten Mai bis September. In dieser Zeit bringen die kleinen Bienen mitunter zwei Generationen hervor. Um den Jahrgang des Folgejahres zu sichern, braucht sie zunächst einen Nistplatz und reichlich Pollen.
Beim Anlegen ihrer Nester ist sie sehr vielseitig. Egal, ob als Nachmieterin alter Käferfraßgänge im Totholz oder in Eigenregie: Ihr sind viele Plätze recht. Als Kinderstube kommen ihr beispielsweise markhaltige Pflanzenstängel von Königskerzen, Wildrosen, Holunder und Brombeeren sehr gelegen. Es darf aber auch gern eine passende Felsspalte oder die offene Fuge einer Trockenmauer sein.
Wie überwintert die Bunte-Blattschneiderbiene?
Wenn sie den richtigen Ort gefunden hat, beginnt sie mit der Inneneinrichtung. Sie nagt zunächst kleine Blattstückchen aus den Blättern von Wild- und Zierrosen oder Schlehen. Wie auf einem fliegenden Teppich summend befördert sie die passgenauen Bauteile, welche als Wände der Kammern genutzt werden. Der Hohlraum zwischen der letzten Brutzelle und dem Nesteingang dient als Pufferzone gegen Eindringlinge.
Hier fertigt sie weitere Blattstücke, welche wie ein Fingerhut eingerollt werden. Den Abschluss bilden runde Blattstücke, die sie mit reichlich Pflanzenmörtel aus zerkauten Blattstückchen beschichtet. Die Jungbienen überdauern die kalte Jahreszeit als Ruhelarve im Kokon, ehe der Zyklus im Mai von neuem beginnt.
Was frisst die Wildbiene des Monats September?
Als Energielieferant sucht die Bunte Blattschneiderbiene unterschiedlichste Nektarquellen auf. Auch beim Sammeln von Pollen ist sie genügsam. Den sammelt sie nämlich an Pflanzen aus fünf Pflanzenfamilien. Neben Karden-, Raublatt- und Wegerichgewächsen pudert sie ihre Bauchbürste auch an Korb- und Schmetterlingsblütlern ein.
Wer die Bunte Blattschneiderbiene auch in seinem Garten beobachten möchte, kann ihr leicht einen Lebensraum bieten. Neben einem reichen Angebot von heimischen Wildpflanzen mit Echtem Alant, Wiesen-Flockenblumen, Natternkopf und Wildrosen, freuen sich die kleinen Fluginsekten über Lesesteinhaufen und Totholz-Arrangements. Auch künstliche Nisthilfen mit Lochbohrungen von 5 bis 7 mm und entsprechenden Bambusröhrchen nimmt sie gerne an.
Schnelle Fakten
- Name: Bunte-Blattschneiderbiene (Megachile versicolor, SMITH 1844)
- Flugzeiten: teilweise in zwei Generationen, von Ende Mai bis September
- Nahrung und Lebensraum: unspezialisiert; sammelt an Karden-, Raublatt- und Wegerichgewächsen sowie an Korb- und Schmetterlingsblütlern; lebt auf Trockenstandorten wie Magerrasen, Waldsäumen und -lichtungen, Trockenhängen, ist aber auch in Parkanlagen und Gärten zu finden
- Nistweise: nistet im Boden oder oberirdisch, in markhaltigen Stängeln, in Totholz und Mauerfugen; nutzt vorhandene Hohlräume und selbstgenagte Gänge
- Parasiten: Mandibel-Kegelbiene (Coelioxys mandibularis, NYLANDER 1848)
- Gefährdung: gilt in Deutschland als nicht gefährdet; weitverbreitet und auch im Norden häufig
- Besonderheit: benötigt Blattstücke für den Nestbau, welche aus Wild- und Zierrosen oder Schlehen genagt werden
Dominik Jentzsch / Stiftung für Mensch und Umwelt
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