Drohnenbrutschneiden, Honig entdeckeln, Wabenhygiene – im Laufe des Imkerjahres fällt viel Bienenwachs an. Wachs einschmelzen lohnt sich: Von fünf Völkern lassen sich pro Jahr etwa 7,5 Kilogramm des Rohstoffs gewinnen – das sind etwa 100 Mittelwände! Bienenzuchtberater Wulf-Ingo Lau verrät, wie das Einschmelzen gelingt.
1. Sonnenwachsschmelzer anschaffen:
Ein Sonnenwachsschmelzer ist ein Muss für kleinere Imkereien. Alles Wachs, das beim Bearbeiten der Völker anfällt, kann so sofort eingeschmolzen werden. Es lohnt sich, diese kleinen Mengen regelmäßig zu sammeln, anstatt sie einfach in die Umgebung der Völker zu werfen.
„Ein Sonnenwachsschmelzer ist ein Muss für kleinere Imkereien“
Ich war immer begeistert von selbst gebauten Sonnenwachsschmelzern: auf einem drehbaren Pfahl, mit Doppelglasscheibe, isolierter Kiste, einer großen Auffangschale und einem Abdeckblech.
2. In Dampf investieren lohnt sich:
Der Wachsschmelzer ist meiner Erfahrung nach von allen größeren Imkereigeräten das am häufigsten genutzte. Meinen ersten Dampfwachsschmelzer habe ich 1984 gekauft. Es war die beste und wichtigste Anschaffung nach der Honigschleuder. Seitdem habe ich immer eine lagerfähige Wachsernte – also mehr Wachs als ich für den Eigenbedarf an Mittelwänden brauche.
3. Gemeinsam auf leistungsstarke Geräte setzen:
Für eine gute Wachsausbeute kommt es vor allem auf die Dampfmenge, die den Trester durchspült, sowie auf die Behälterkonstruktion an. Nach meiner Erfahrung sind die gewöhnlichen Elektro-Heizelemente meist zu schwach ausgelegt und zudem wartungsintensiv. Bessere Leistung bringen die teuren, mit Starkstrom betriebenen Dampferzeuger, die extra für diesen Zweck entwickelt wurden. Solche Geräte rechnen sich jedoch nicht für einen einzelnen Kleinimker. Sie sollten daher im Verein angeschafft und von den Mitgliedern bei einer gemeinsamen Schmelzaktion genutzt werden.
4. Der richtige Zeitpunkt:
Für Imkerinnen und Imker, die ihren Schmelzer draußen stehen haben, ist die beste Zeit zum Einschmelzen, wenn die Bienen nicht fliegen oder gänzlich mit Sammeln beschäftigt sind: Im Winter, bei Volltracht oder wenn es dunkel ist.
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5. Wachsreste aus dem Honigsud waschen:
Werden Futterwaben eingeschmolzen, bildet sich im Auffangbehälter unter dem eigentlichen Wachsblock oft eine Schicht aus Honigsud und vielen kleinen Wachströpfchen. Solche Blöcke gibt man in einen Maurerkübel mit reichlich Wasser. Wenn sich der Honigsud löst, kann man die Perlen mit einem Sieb von der Oberfläche abschöpfen und im Dampfwachsschmelzer oder im Kochtopf mit Wasser zu einem kompakten, sauberen Block einschmelzen.
6. Wachs getrennt einschmelzen:
Ich schmelze das Frischwachs immer getrennt vom Altwabenwachs ein, in dem sich Rückstände anreichern können. Das Frischwachs stammt dabei fast ausschließlich von der Entdeckelung der Honigwaben und aus den Baurahmen. Es wird von mir gesammelt, eingeschmolzen und als Blockware aufbewahrt, um es bei einem Betrieb meines Vertrauens zu Mittelwänden umarbeiten zu lassen.
7. Weiches Wasser und Salz verwenden:
Sehr kalkhaltiges Wasser lässt das Wachs ergrauen oder krümelig werden. Ich verwende am liebsten Regenwasser im Dampfwachsschmelzer, um das Wachs in saubere Blöcke umzuschmelzen.
Zum Wachs einschmelzen Regenwasser verwenden
Es enthält keinen Kalk und ist eher etwas sauer. Beim zweiten Aufschmelzen im Kochbehälter werfe ich gerne noch eine Hand voll Salz ins Regenwasser, damit das Bienenwachs keinen muffigen Geruch annimmt. Dabei kommen auf fünf Kilogramm Wachs etwa zwei Liter Wasser.
8. Langsames Abkühlen:
Imkerinnen und Imker, die keinen extra Wachsklärbehälter haben, sollten den Wachstopf mit dem flüssigen Wachs nach dem Ausschmelzen möglichst langsam abkühlen lassen. So bleibt das Wachs noch ein paar Stunden flüssig und ruht. Nur dann kann ein Teil der im Wachs befindlichen Schwebstoffe nach unten sinken. Eine leere Styroporzarge mit zwei Deckeln, von denen einer als Boden genutzt wird, ist dafür das ideale Behältnis.
9. Heiß reinigen:
Ein Dampfwachsschmelzer lässt sich am besten säubern, wenn er noch richtig heiß ist. Dafür wird er innen zuerst mit kochendem Wasser gespült. Danach verschließt man den Abfluss und reinigt die Innenwände mit heißem Wasser, einer Bürste und einem wachs- und fettlösenden Reinigungsmittel. Ich verwende dazu Seewarol aus dem Schlachtereibedarf.
10. Für Kerzen nur gereinigtes Wachs verwenden:
Zum Kerzengießen muss das Wachs nach dem ersten Ausschmelzen mindestens noch einmal gereinigt werden. Wenn man durch das flüssige Wachs nicht bis auf den Topfboden blicken kann, befinden sich darin noch zu viele Verunreinigungen. Stellt man aus solchem Wachs Kerzen her, fallen diese meistens in die Rubrik „Rußfackeln“. Der schlechte Ruf, den solche Bienenwachskerzen inzwischen haben, festigt die viel zu niedrigen Preise.
Wulf-Ingo Lau, Bienenzuchtberater am Bieneninstitut Celle
Wie Sie das Wachs aus Ihren Völkern in bester Qualität gewinnen und dies für den eigenen Bedarf verwenden, erklärt Wulf-Ingo am 7.7.2021 um 18 Uhr im Live-Seminar „Wachsgewinnung und Verarbeitung in der Imkerei“ auf Imkerling.de.
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