Vor vier Jahren startete Roland Wenzel die Internetplattform bienenwanderung.de. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, Imkerinnen und Imker mit landwirtschaftlichen Betrieben zu beiderseitigem Nutzen zu vernetzen. Daneben will er den in Vergessenheit geratenen Geschäftszweig der Bestäubungsimkerei wiederbeleben. Aus diesem Anlass haben wir uns für Ausgabe 04/2021 angeschaut, was sich alles auf der Webseite getan hat.
Bestäubungsimkerei: ein Gewinn für die Landwirtschaft
Die Möglichkeit über zusätzliche Insektenbestäubung den Ertrag und die Qualität der Erträge zu steigern, ist vielen Imkereien und landwirtschaftlichen Betrieben nicht ausreichend bekannt. Oft wird die Bestäubungsimkerei als nicht lohnend oder als zu aufwendig eingeschätzt. In anderen Agrarländern zum Beispiel Kanada, USA, Frankreich, England und Österreich wird die Bienenbestäubung deutlich intensiver als Einkommensquelle für Imkereien genutzt.
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Seit die Plattform bienenwanderung.de online gegangen ist, gab es jährlich einen Zuwachs an registrierten Imkereien und landwirtschaftlichen Betrieben. Derzeit sind etwa 1.200 Bienenhalter und 300 Landwirte registriert. Bei den Landwirten besteht also anscheinend noch Überzeugungsbedarf zum Wert der Bestäubungsimkerei für die Landwirtschaft. Den Imkernden muss im Gegenzug der Geschäftszweig „Bestäubungsimkerei“ weiter schmackhaft gemacht werden. Nach Wenzels Überzeugung könnte es die Plattform sogar langfristig ermöglichen, dass immer mehr der zurzeit über 130.000 Imker und Imkerinnen in Deutschland auch für die Bestäubungsleistung Bienen halten – und nicht nur für den Honig. Dafür muss diese sich allerdings lohnen.
Bestäubungsimkerei angemessen entlohnen
Die Vereinigung der Bestäubungsimker in Deutschland e. V. hatte vor einigen Jahren einheitliche Prämien für die Bestäubungsdienstleitung gefordert und einen Preis von rund 55 Euro je Volk und Blühperiode veranschlagt. Mittlerweile ist die Vereinigung von diesem Vorschlag abgerückt. Die Aufträge seien zu unterschiedlich für eine einheitliche Vergütung. So ist jetzt jeder Imkernde auf sich gestellt, wenn er Bestäubungsprämien verhandeln will. Erwerbsimkereien müssten auch von der Bestäubungsdienstleistung leben können, sagt Roland Wenzel. Ob eine angewanderte Tracht eine rentable Menge Honig liefere, könne man vorher nie wissen, daher sollten die Bestäubungsprämien dazu beitragen, dass die Wanderung mit den Bienen sich auszahle. Eine Prämie von etwa 40 bis 50 Euro pro Volk und Blühperiode hält Wenzel für angemessen.
Weitere Angebote für die Bestäubungsimkerei
Hilfreich für diejenigen, die auf einen bestimmten Sortenhonig spekulieren, ist sicherlich die Auswertung zur Pollenanalyse, die vom Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen Neuendorf seit 15 Jahren zusammengetragen wird. Auf einer Karte kann man sich deutschlandweit Pollenvorkommen von rund 40 Pflanzen anzeigen lassen, farbig aufgeschlüsselt nach ihrem prozentualen Anteil in den Regionen. Umgekehrt lässt sich die Pollenzusammensetzung am Standort ermitteln, indem man die eigene Postleitzahl eingibt. Derzeit liegt der Schwerpunkt noch auf den östlichen Bundesländern, weitere Bieneninstitute aus dem gesamten Bundesgebiet sollen ihre Daten demnächst ebenfalls an dieser Stelle veröffentlichen.
Schulen helfen der Wissenschaft
Neben der Bestäubungsimkerei widmet sich Roland Wenzel auch verschieden anderen Projekten zu den Themen Umwelt und Imkerei. Zusammen mit der Freiburger Universität verschickte er im Rahmen eines Projektes an viele Schulen im Bundesgebiet Insektenhotels. Circa 320 Schulen haben teilgenommen und die besiedelten Insektenhotels dann nach Freiburg zurückgeschickt. Anschließend wertete die Universität aus, welche Wildbienen sich dort eingenistet hatten. So lässt sich die gegenwärtige Verbreitung der Wildbienen in Deutschland ermitteln. Die Teilnehmer und die Ergebnisse der Auswertung kann man sich auf der Webseite bienenwanderung.de ansehen.
Zukünftige Vereinsförderung
Wenzels neustes Projekt richtet sich an kleinere Imkervereine. Auf einer neuen Plattform will er diesen gegen eine geringe Gebühr die Möglichkeit geben, eine vereinseigene Webseite zu erstellen. Administration und Logistik dafür werden den Vereinen zur Verfügung gestellt. Die Seite soll dann individuell an den Verein angepasst werden können: Ein eigenes Layout mit dem Vereinslogo, Newsletterverteiler, Terminkalender für Treffen und Vorträge oder Sammlungen von Schulungsunterlagen – all das könnten die Vereine sich selbst zusammenstellen.
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