Wo soll dieser Honig denn herkommen? „Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern“ steht auf dem Etikett. Diese Angabe ist ein heißer Anwärter auf den Titel des unsinnigsten Etikettenaufdrucks. Die Situation hatten wir bereits in dem Beitrag „Honig vom Planeten Erde?“ in der diesjährigen Januarausgabe und in folgenden Meldungen ausführlich beschrieben. Nun freuen wir uns, dass dies von der dpa und Organisationen wie Foodwatch für eine Pressemitteilung aufgegriffen wurde, die am 25.9. auf allen Kanälen gebracht wurde.
Keine Änderung in Sicht
Leider ist die dpa-Meldung in einem Punkt jedoch etwas missverständlich, denn sofern es keinen weiteren Druck gibt, wird es zumindest mittelfristig keine Änderung geben – Deutschland wird für Honigmischungen aus unterschiedlichen Ländern vorerst weiterhin ungenaue Herkunftsangaben wie „Mischung aus EU- und Nicht-EU-Ländern“ erlauben.
„Frau Klöckner machte deutlich, dass sie keinen nationalen Alleingang möchte“, berichtete der Präsident des Deutschen Imkerbundes, Torsten Ellmann, nach einem Treffen mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner Anfang Juli. Die Ministerin will folglich nur eine durchaus wünschenswerte Änderung der EU-Honigrichtline mittragen. Diese würde zu gleichen Regelungen in allen Mitgliedstaaten führen. Allerdings kann man inzwischen schon nicht mehr von einem nationalen Alleingang sprechen, da Länder, wie Griechenland, Italien, Kroatien, Malta, Rumänien, Spanien und Zypern die Möglichkeit für eine ungenaue Herkunftsausgabe bereits aus ihren Gesetzen gestrichen haben. Auch Frankreich hatte dies beschlossen, jedoch bei der Gesetzgebung einen Formfehler gemacht, sodass der Prozess dort noch stockt.
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Laut Ellmann wollte Klöckner den Stand einer möglichen Änderung der EU-Honigrichtlinie bei der EU-Kommission erfragen. Eine entsprechende Änderung hatten im Januar 16 Mitgliedstaaten gefordert. Deutschland gehörte allerdings nicht dazu. Im Nachgang hatte Klöckner der Initiative immerhin ihre Unterstützung zugesagt. Aktiv wurde sie allerdings nicht. Auf eine Presseanfrage des dbj Anfang August, ob die Anfrage gestellt wurde und möglicherweise bereits eine Antwort vorliege, erhielt die Redaktion keine klare Antwort vom Bundesministerium. Allerdings antwortete die EU-Kommission bereits im Juni auf eine Anfrage des EU-Parlaments, dass sie keine Änderung der EU-Honigrichtlinie beabsichtige. Somit bleibt vorerst nur die Möglichkeit, die Honigverordnung auf nationaler Ebene zu ändern. Deutschland hat aber zurzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne und könnte somit auch auf EU-Ebene entsprechende Projekte vorantreiben.
Honig vom Planeten Erde: Biobranche als Vorreiter
In Deutschland gibt es bereits einige Abfüller, die von sich aus die genaue Herkunft der Honigmischungen angeben. Diese Firmen kommen vornehmlich aus dem Biobereich. Dadurch findet man in Biomärkten auf mindestens drei Vierteln aller Mischhonige eine genaue Herkunftsangabe. In den herkömmlichen Supermärkten gilt das nicht. Einige Bioabfüller drucken die Herkunftsangabe nachträglich auf. So müssen sie bei veränderten Honigbezügen – beispielsweise durch Lieferengpässe – keine neuen Etiketten drucken.
Sebastian Spiewok
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