Bienen retten: Das kann jeder tun

08. November 2024

Immer wieder liest und hört man, dass es den Bienen hierzulande schlecht gehe. Dabei geht es nicht nur um die Honigbienen, sondern auch die Wildbienen brauchen unsere Hilfe. Aber was kann jeder einzelne tatsächlich tun, um Bienen zu unterstützen? Muss es ein eigener Bienenstock sein? Und welchen Einfluss hat dabei unser täglicher Konsum?

Seit vielen Jahren setzt sich die Initiative „Deutschland summt!“ gegen das Insektensterben ein. Angefangen hatte das Engagement mit Bienenstöcken auf prominenten Dächern in Berlin. Sie sollten darauf aufmerksam machen, dass Bienen immer weniger Nahrung in der Natur finden und, dass Nistmöglichkeiten fehlen. Dabei sollte die Honigbiene – mit ihrer Bekanntheit, ihrem guten Ruf und ihrem leckeren Mitbringsel ‚Honig‘ – das große Thema so transportieren, dass sie auch auf die Probleme der Wildbienen hinweist.

Und vor allem: Diese den Menschen überhaupt bekannt machen. Schließlich sind in Deutschland 604 verschiedene Arten von Wildbienen nachgewiesen. „Bienen retten“ hat viele verschiedene Ebenen. Im Interview erklärt Corinna Hölzer von „Deutschland summt!“, was jeder für Wild- und Honigbienen tun kann.

Bienen retten in den Medien: „Begeisterung für ein so kleines Insekt“

Bienen retten“ gilt scheinbar seit einigen Jahren als Pflichtaufgabe von Supermarktketten, die dazu Werbekampagnen aufsetzen, von Naturschutzinitiativen, Werbekampagnen und den Medien. Warum?

Hölzer: Als wir vor etwa 14 Jahren damit angefangen haben, auf die Probleme der Insekten und speziell der Bienen aufmerksam zu machen, war das die Zeit, in der auch ein regelrechter Imkereiboom startete. Wir haben die Imker quasi mit unseren Bienenstöcken auf den Promi-Dächern rein ins Rampenlicht gezogen und konnten die Medien tatsächlich damit für so ein kleines Insekt begeistern. Insekten und auch Honigbienen standen vorher nie so im Rampenlicht. Honig wurde konsumiert, ohne dass wirklich viel über die Tiere bekannt war. Die Honigbiene hat dann den Weg geebnet dafür, dass die Menschen ihre Herzen für Insekten öffneten. Inzwischen ist es leichter geworden, über die Tiere und deren Bedrohung zu sprechen.

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In den Medien wurde damals viel über das sogenannte Bienensterben berichtet und alle rätselten, ob es nun die Varroamilbe oder die Pestizide der Landwirtschaft sind oder noch etwas ganz anderes, das den Bienen schadet. Doch lange blieb das Ganze vor allem ein mediales Phänomen und eines, das dafür gesorgt hat, dass sich die Imkerszene verändert. Erst seit einiger Zeit gehen auch große Unternehmen dazu über, selbst etwas fürs „Bienen retten“ tun zu wollen. Und dabei ist inzwischen auch vielen bewusst, dass es dabei nicht nur um die Honigbienen geht.

Natürlich ist dabei auch viel Green-Washing dabei und man muss genau hinschauen, was wirklich hinter einer Kampagne steht. Das Thema ist so vielschichtig, dass jeder sich betroffen fühlt – ob Lebensmittelproduzent oder Konsument – und jeder auch etwas tun kann. Das ist vielen mittlerweile bewusst.

Bienen retten: „Es geht heute um mehr als nur einen Trend“

Auch „Deutschland summt!“ ist mit dem Vorsatz gestartet, über die Bienen auf das aufmerksam zu machen, was es in der Natur und Umwelt insgesamt für Probleme gibt. Flaut die Nachfrage nach dem Thema „Bienen retten“ mittlerweile ab oder hält sie an?

Hölzer: Sie hat sich unserer Erfahrung nach inzwischen verändert. Es sind nicht mehr hauptsächlich einzelne Menschen, Imker, Kleingärtner oder Schulen, die an uns herantreten, sondern eher die Firmen, die langfristige Projekte zum Bienen retten planen. Für uns geht es mittlerweile auch nicht mehr darum, Bienenstöcke an prominenten Orten aufzustellen und damit zu zeigen, welche Probleme es grundsätzlich gibt. Es geht nicht mehr um Stadthonig, über den alle staunen. Es geht heute um mehr Hintergrund und um eine viel profundere Nachfrage statt um einen Trend.

Was kann jeder einzelne tun, um Bienen zu retten? Hilft es vorrangig selbst Imker zu werden?

Hölzer: Es gibt heute viel mehr Imker als noch vor einigen Jahren. Der große Neuimkerboom hat sich wieder beruhigt. Er war aber hilfreich, um das Thema Bienensterben und auch die Probleme, die dazu führen, stärker in die Bevölkerung zu bringen. Imker sind heute meist jünger und aufgeklärter, als noch vor einigen Jahren. Diese Generation von Imkern gibt auch wiederum viel aufgeklärten Hintergrund an die jetzigen Neuimker weiter. Das ist wichtig. Dennoch muss man grundsätzlich sagen, dass nicht jeder Imker werden muss, wenn er Bienen retten möchte. Schon gar nicht, wenn man den Blick von den Honigbienen auf die Wildbienen ausweitet.

Nicht jeder muss imkern, um Bienen zu retten

In erster Linie geht es beim Bienen retten darum, ihnen wieder mehr und die richtige Nahrung anzubieten. Das heißt: Die richtige Bienenweide anzupflanzen. Und das kann wirklich jeder tun. „Richtig“ ist Bienenweide dann, wenn es sich um die Pflanzen handelt, die hier heimisch sind und keine anderen Pflanzenarten verdrängen. Wir brauchen Vielfalt, denn viele Wildbienen sind auf ganz spezielle Pflanzen angewiesen. Leider gilt es für viele Firmen als chic, wenn sie immer wieder Tütchen mit Samenkörnern verteilen, die angeblich den Bienen zugutekommen sollen. Doch solche Werbegeschenke sind oft voll von Samen invasiver Arten – klar, denn sie müssen günstig sein – und bringen den meisten Bestäubern kaum langfristig Nahrung. Hier lohnt es sich, sich zu informieren und dann das richtige zu pflanzen.

Ähnlich ist es mit Wildbienen-Nisthilfen, die man vielerorts sehr günstig bekommt. Der Großteil davon ist leider gar nicht auf die Bedürfnisse der Wildbienen abgestimmt und wer sie kauft und aufstellt, hat mehr für das eigene gute Gewisse getan als für die Bienen. Rund 75 Prozent der Wildbienen nisten im Boden und dabei bevorzugt im Sand. Brachliegende Flächen und solche, die nicht ständig beackert werden, sind also wichtiger als Holzklötze mit Löchern drin.

Tipps zum bienenfreundlichen Gärtnern gibt es hier.>>>

Bienen retten
Cornelis Hemmer und Corinna Hölzer von „Deutschland summt!“. Foto: Bayern summt

Sollten auch Nicht-Imker Bienen – etwa mit Zuckerwasser – füttern und im Sommer Bienentränken aufstellen? Was halten Sie von solchen Maßnahmen?

Hölzer: Zuckerwasser ist Quatsch. Bienen brauchen Bienenweide und kein Zuckerwasser. Bienentränken aufzustellen ist dagegen sinnvoll im Sommer. Wasser ist Leben. Wichtig ist aber, dabei auch Schwimmhilfen – also Stöcke, Steine oder Korken – in das Wasser zu legen, damit die Bienen nicht ertrinken.

„Bio kaufen hilft den Bienen“

Und wie kann man Bienen retten, ihnen also zu Nahrung und Nistmöglichkeiten verhelfen, wenn man weder Garten noch Balkon hat und hier auch keine Wildbienen-Nisthilfe aufstellen kann?

Hölzer: Wichtig ist wiederum die Aufklärung und das Wissen um die Bienen und deren Bedürfnisse. Man kann auch anderen zeigen und erklären, die einen Garten haben, was hierbei wichtig ist und damit indirekt Bienen retten. Man kann Pflanzen und Samen verschenken, die Nahrung für Bienen sind. Man kann politisch aktiv sein und zum Beispiel in der Stadt, in der man wohnt, anregen, dass dort an öffentlichen Stellen mehr Bienenweide gepflanzt wird. Außerdem hat man als Konsument Einfluss darauf, wie es den Insekten hierzulande geht.

Kann man wirklich schon beim Einkaufen etwas Gutes für die Bienen tun – etwa, wenn man vorrangig Bio kauft und regionale Lebensmittel?

Hölzer: Ja! Die Biolandwirtschaft mit einem geringen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, mit Brachflächen und auch Randstreifen, auf denen es blüht, bietet den Bienen Nahrung und Nistmöglichkeiten. Wer sie mit seinem Einkauf unterstützt, unterstützt Bienen. Ähnlich ist es mit regionalen Lebensmitteln, die keine weiten Strecken transportiert werden müssen. Auch das hilft einer gesünderen Umwelt. Regionalen Honig zu kaufen, hilft den Imkern vor Ort und auch der Natur, die einen selbst umgibt, wenn hier viele Bienen leben.

jtw

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