Viele Imkerinnen und Imker, die Wabenhonig herstellen möchten, geben schnell wieder auf. Ihre Betriebsweise ist an die Produktion von Schleuderhonig angepasst. Misserfolge sind so programmiert. Wir zeigen Lösungen auf.
Wabenhonig kann man auf unterschiedlichen Wegen herstellen. Er lässt sich zum einen aus Rähmchen gewinnen, die ohne eine Mittelwand auskommen. Hier muss der Imker eine Bauhilfe geben und die Beute lotrecht ausrichten. Der Wabenhonig wird anschließend portionsweise ausgeschnitten oder ausgestanzt. Diese Methode ist gleichermaßen beliebt wie Erfolg versprechend.
Zum anderen lässt sich Wabenhonig bereits in Verkaufsgebinden – sogenannten Kassetten oder „Sections“ – ernten, sodass der Imker ihn nicht mehr ausschneiden muss. Solche Systeme sind in der Vorbereitung und im Betrieb anspruchsvoller, dafür machen sie weniger Mühe in der Verarbeitung und im Verkauf.
Im Honigraum verwendet man bei der Gewinnung von Wabenhonig in der Regel Flach- oder Halbzargen, da diese schneller erntereif sind.
Wabenhonig herstellen: Starke Völker wichtig
Jetzt das Bienen-Journal lesen
Äußerst wichtig ist, dass die zur Gewinnung von Wabenhonig vorgesehenen Völker sehr stark sind und gute Trachtverhältnisse herrschen. Der Grund: Die Bienen bauen den Honigraum vor allem dann aus, wenn viel Nektar hereinkommt. Neben vielen Sammlerinnen müssen also zur selben Zeit jede Menge Baubienen zu Verfügung stehen.
Während Mittelwände auch von weniger starken Völkern noch zügig ausgebaut werden, schaffen den schnellen Ausbau von Leerrähmchen oder Kassetten nur die stärksten Völker mit entsprechend vielen Arbeiterinnen. Und nur halb ausgebaute oder unverdeckelte Waben eignen sich schlecht für den Verkauf von Wabenhonig.
Die Betriebsweise beim Herstellen von Wabenhonig muss also darauf ausgerichtet sein, stets starke Völker vorzuhalten.
Völker auf eine Brutraumzarge einengen
Auch bei sehr starken Völkern kann es schnell passieren, dass die Bautrupps im Honigraum dem Nektareintrag durch die Sammlerinnen nicht mehr hinterherkommen. Um ein Verhonigen des Brutraumes zu verhindern, sollten Sie die Völker bei der Produktion von Wabenhonig sehr eng halten. Konkret bedeutet dies, dass die Völker frühzeitig auf nur eine Brutraumzarge eingeengt werden sollten. Wenn die Bienen auch im Brutraum keinen Honig ablegen können, wendet das Volk noch mehr Ressourcen für die Bautätigkeit auf.
Um Wildbau im Boden zu vermeiden, sollte ein Flachboden genutzt werden. Wichtig ist zudem, die Völker alle sieben Tage auf Schwarmzellen zu kontrollieren. Da ein Volk, das in Schwarmstimmung gerät, die Bautätigkeit herunterfährt, sollten Sie Ihre Völker gut im Blick behalten und bei Bedarf sanft schröpfen. Am besten gleichen Sie aber zuvor schon die Volksstärken aus.
Wabenhonig herstellen: Die Handgriffe rund um den Honigraum
Da die Bienenvölker mit Einsetzen einer Tracht nicht sogleich auf einen intensiven Baubetrieb eingestellt sind, setzen manche Produzenten von Wabenhonig zunächst einen Honigraum mit Mittelwänden und/oder ausgebauten Waben auf die ausgewählten Völker. Die Bienen können den ersten Nektar dann schneller ablegen.
Noch vor dem Höhepunkt der Tracht wird diesem Honigraum eine Zarge zur Gewinnung von Wabenhonig untergesetzt, oder der alte Honigraum wird entfernt. Alternativ können unvollständig ausgebaute Leerrähmchen aus dem vorangegangenen Jahr in die Mitte der neuen Zarge gehängt werden. Die Wabenzungen dienen so als Starthilfe.
Honigraum häufig kontrollieren
Damit alle Waben oder Kassetten einer Zarge gut ausgebaut werden, sollte man den Honigraum während einer Massentracht alle paar Tage kontrollieren. Schlecht ausgebaute Randwaben können dann in die Zargenmitte umgehängt werden. Wer die Brut auf einer Seite des Brutraumes mit einem Schied einengt, muss den Honigraum bloß anheben und um 180° drehen. Die ehemaligen Randwaben befinden sich nun alle über dem Brutnest, ohne dass der Imker Waben ziehen muss.
Zu beachten ist, dass diese Maßnahmen nicht bei allen Kassetten oder „Sections“ möglich sind, da manche Systeme zur Wabenhoniggewinnung fest in der Zarge installiert werden müssen. Sind die Waben im Honigraum etwa zu zwei Dritteln ausgebaut und ist weiterhin viel Tracht zu erwarten, kann ein zweiter Honigraum unter den ersten gesetzt werden.
Waben nicht zu lange auf dem Bienenvolk lassen
Sobald die Waben im oberen Honigraum schön ausgebaut und verdeckelt sind, sollte man sie unter Nutzung einer Bienenflucht abnehmen. Verbleiben sie bis zum Ende der Saison oder bis zum Ende einer langen Tracht auf dem Volk, wird das vormals weiße Wachs vom Belaufen der Bienen zunehmend gelblich und fester. Der Wabenhonig ist dann für die Kunden weniger attraktiv, sowohl optisch als auch sensorisch.
Ist noch eine weitere Tracht zu erwarten, sollten nur zum Teil ausgebaute Honigräume auf dem Volk verbleiben. Falls keine Tracht mehr kommt, kann man die unvollendeten Waben oder Kassetten von den Bienen ausschlecken lassen, indem man eine Leerzarge zwischen Brut- und Honigraum setzt. Sie werden nach dem Ausschlecken für die kommende Saison eingelagert und dienen dann als Starthilfe.
Nicht zu empfehlen ist die wechselnde Anordnung von Rähmchen mit Mittelwänden oder ausgebauten Waben und mittelwandfreien Waben oder Kassetten. Die Bienen bevorzugen stets die Rähmchen mit Mittelwänden – beziehungsweise bauen hier schneller – und ziehen diese zu Dickwaben aus, die dann für Verformungen auf den mittelwandfreien Waben sorgen. Wer die Leerrähmchen oder Kassetten zwischen bereits verdeckelte Waben hängt, vermeidet dies zwar, riskiert aber besonders im Frühjahr festen Honig in den verdeckelten Waben.
Wabenhonig herstellen: Verarbeitung und Lagerung
Wabenhonig aus Frühtrachten kristallisiert aufgrund des oft hohen Glukosegehalts in wenigen Tagen bis Wochen aus. Da auskristallisierter Wabenhonig nicht sehr viele Liebhaber findet, sollte man die Frühtrachten zur Gewinnung von Wabenhonig entweder meiden oder den Honig unter Hinweis des zügigen Verzehrs schnell in den Verkauf bringen. Eine Ausnahme bilden Frühtrachthonige mit einem hohen Anteil an Robinientracht. Dieser bleibt aufgrund des hohen Fruktosegehalts in der Wabe sehr lange flüssig. Gute Honige zur Produktion von Wabenhonig sind daneben Kastanien-, Wald- und Mischhonige aus der Sommertracht.
Wer Wabenhonig nicht direkt in Verkaufsgebinden erntet oder in ganzen Waben verkauft, muss ihn zunächst aus dem Rähmchen stanzen oder herausschneiden. Die Klinge des Messers sollte dabei möglichst scharf und dünn sein. Um gleich große Stücke ausschneiden zu können, sollten Sie sich ein Hilfsmittel zur Abmessung der Portionen anfertigen. Entweder geht dies mit einer vormarkierten kleinen Latte, die man am Oberträger anlegt, oder das Muster zum Ausschneiden wird mit einer entsprechenden Lehre sanft in die Wabenoberfläche eingedrückt.
Im Imkereifachhandel sind auch spezielle Stanzen für Wabenhonig erhältlich. Wichtig ist hier die Abmessung der Stanze, die auf die Innenmaße des Rähmchens abgestimmt sein muss. Die ausgeschnittenen Waben werden anschließend auf ein Lochblech oder Kuchengitter gelegt, das auf einem Backblech steht. So kann der Honig aus den angeschnittenen Zellen abtropfen.
Wabenhonig aus dem Gefrierschrank
Geht der Wabenhonig nicht direkt in den Verkauf, kann er im Gefrierschrank gelagert werden. Bei niedrigen Minustemperaturen wird er je nach Honigsorte einige Wochen bis Monate nicht auskristallisieren. Es empfiehlt sich, den Wabenhonig bereits vor dem Einfrieren verkaufsfertig abzupacken.
Hierzu wird er luftdicht in lebensmittelechten Kunststoffschälchen verpackt und danach zu größeren Einheiten in wiederverschließbaren Gefrierbeuteln eingelagert. Lassen Sie den Wabenhonig bei Zimmertemperatur in den Beuteln auftauen, wenn Sie ihn in den Verkauf geben möchten. Manche Wabenhonigproduzenten nutzen für diesen Prozess den Versandweg zum Kunden.
Wabenhonig herstellen: Vermarktung und Verkauf
Haben Sie, insbesondere türkisch- oder arabischstämmige, Kunden davon überzeugt, dass Sie Wabenhonig ohne die Zugabe von Mittelwänden oder Zuckersirup produzieren, haben Sie manchmal schnell Großabnehmer für Ihren Wabenhonig gefunden. Sie sollten diese Kundengruppe allerdings darüber aufklären, dass die Honigkristallisation ein natürlicher Prozess und kein Hinweis auf die Zugabe von Zuckersirup ist. Manche Kunden suchen Wabenhonig, um sich gegen Pollenallergien zu desensibilisieren.
Hier müssen Sie beachten, dass Sie keine gesundheitsbezogenen Aussagen im Zusammenhang mit dem Lebensmittel treffen dürfen. Wohl können Sie aber darüber informieren, dass die Pollen beim Wabenhonig nicht herausgefiltert werden. Das beste Argument für Wabenhonig dürfte jedoch der unvergleichliche Geschmack sein, der durch das Zusammenspiel der enthaltenen Inhaltsstoffe sowie durch die Luftabschließung entsteht. Hierin liegt das größte Potenzial, um Neukunden zu finden. Bieten Sie daher stets Probierhäppchen an, und werben Sie bei umliegenden Hotels für Ihr Spitzenprodukt.
Wabenhonig besser ohne Mittelwände herstellen
Übrigens ist es gemäß der deutschen Honigverordnung zwar erlaubt, Mittelwände bei der Wabenhoniggewinnung einzusetzen, dies wird jedoch nicht empfohlen. Im Gegensatz zu den USA ist ein entsprechender Einsatz dünner Mittelwände hierzulande aber auch nicht verbreitet. Sie würden die Qualität des Wabenhonigs gefährden.
Eine Überlegung wert ist es hingegen, sehr dünne Anfangstreifen aus eigenem Jungfernwachs herzustellen. Bei Wabenhonig unter dem Warenzeichen des Deutschen Imkerbundes darf allerdings keine Mittelwand – und daher auch kein Anfangsstreifen – verwendet werden. Statt eines Anfangsstreifens können Sie hier zum Beispiel eine Dreiecksleiste als Bauhilfe verwenden.
Wabenhonig verkaufen: Das muss aufs Etikett
Auf das Etikett gehören die Verkehrsbezeichnung „Wabenhonig“, Ihr Name und Ihre Adresse, das Gewicht, die Loskennzeichnung und das Mindesthaltbarkeitsdatum. Eine mögliche Zusatzinformation betrifft den Umgang mit dem enthaltenen Wachs: Neukunden wissen oft nicht, dass dieses sowohl ausgespuckt als auch heruntergeschluckt werden kann.
Malte Frerick
Abonnieren Sie unseren Newsletter!
Mit unserem Newsletter sind Sie immer auf dem aktuellen Stand.
Themen: