Christian Dörr und Christoph Möllers waren an der Gründung eines Kreisimkervereins sowie eines Imkervereins beteiligt. Denn Imkern im Verein bietet viele Vorteile. Von den beiden Gründern können auch etablierte Vereine lernen.
Warum gründet man einen neuen Imkerverein, und warum einen neuen Kreisimkerverein? Gab es keine passenden Angebote in Ihrer Nähe?
Christoph Möllers: Mit dem Austritt des Kreisimkervereins (KIV) Recklinghausen aus dem Landesverband Westfälischer und Lippischer Imker e. V. gab es tatsächlich keinen Imkerverein in unserem Landesverband, der erreichbar war.
Christian Dörr: Aus genanntem Grund haben wir auch den neuen KIV Vest Recklinghausen gegründet. Dafür waren mindestens drei Vereine nötig. Den Imkerverein Gladbeck und meinen Verein, den Imkerverein Bottrop, gab es bereits. Christoph und seine Mitstreiter haben dann den Imkerverein Marl-Haltern-Dorsten aus der Taufe gehoben.
Möllers: Neben der geografischen Nähe kann es aber noch weitere Gründe für eine Neugründung geben. In manchen Vereinen herrscht Stillstand, oder mit der Sympathie passt es nicht.
Wie lief die formelle Umsetzung der Vereinsgründung ab?
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Möllers: Der Landesverband hat es uns einfach gemacht und uns eine Beispielsatzung zur Verfügung gestellt, die wir anpassen konnten. Bei der Gründungssitzung hat der Vorsitzende des Landesverbandes, Dr. Thomas Klüner, unterstützend moderiert. Jetzt haben wir eine Satzung, die auch für einen eingetragenen Verein funktioniert. Wir haben uns dennoch gegen die Eintragung ins Vereinsregister entschieden.
Imkern im Verein ohne aufwendige Buchführung
Ist eine Eintragung des Vereins nicht Pflicht?
Möllers: Nein, das muss jeder Verein für sich entscheiden. Herr Klüner hat uns die einzelnen Vor- und Nachteile aufgezeigt. Es gibt zwar Vorteile, wie eine bessere Haftungssituation für den Vorstand, aber auch Nachteile. Das Gleiche gilt für die Gemeinnützigkeit, mit der man Steuern sparen und Spenden annehmen kann. Die Nachteile, wie eine aufwendige Buchführung, haben für uns überwogen.
Dörr: Im Gegensatz zum neuen Imkerverein haben wir den neuen KIV ins Vereinsregister eintragen lassen und auch die Gemeinnützigkeit beantragt. Sich durch den trockenen Stoff zu arbeiten war nicht immer einfach, und ich wurde zum Teil von Finanzamt zu Finanzamt geschickt. Es wird in Zukunft aber mehr Spaß machen, zum Beispiel wenn Schulungen organisiert werden müssen.
Warum sollte sich ein neuer Imkerverein überhaupt an einen KIV und einen Landesverband binden?
Möllers: Da gibt es viele Gründe, das fängt schon bei der Öffentlichkeitsarbeit für uns Imker an. Als Bienenhalter hat man Zugang zu vielen wichtigen Informationen und dem ganzen Portfolio an Lehrgängen, die der Landesverband anbietet. Die Imker erhalten eine gute und günstige Versicherung und können über einen Lehrgang ihren Honig im Glas des Deutschen Imkerbundes vermarkten.
Dörr: Der KIV ist berechtigt, über den Landesverband EU-Fördermittel zu beantragen, die auch den Vereinen zugutekommen. Das reicht von Schulungen bis hin zu Futterkranzproben, die so finanziert werden. Außerdem stellt der KIV Bienensachverständige zur Verfügung, die im Falle eines Krankheitsausbruches dem Amtsveterinär zur Seite stehen. Die Bienensachverständigen nehmen auch die Futterkranzproben für die Gesundheitszeugnisse.
Imkern im Verein: So war der Neustart
Gab es in der Anfangszeit Schwierigkeiten?
Möllers: Ja, durchaus. Anfangs kann es passieren, dass auch einmal gar keiner zu den Sitzungen kommt. Da muss man dann durch, oder man verändert die Terminplanung. Im Juli hatten wir einen Gastredner eingeladen, und nur zwei Mitglieder waren da. Für uns steht jetzt fest: Im Juli und August gibt es keine Sitzungen, ansonsten treffen wir uns aber im Monatsrhythmus. Einen Ort für die Treffen zu finden ist ebenfalls nicht ganz einfach. Neue Vereine sollten sich zunächst etwas Kostenloses, wie ein Hinterzimmer in einer Kneipe, suchen. Wichtig ist, dass man dort gut miteinander ins Gespräch kommen kann. Daher spielen auch Faktoren wie die Schallisolierung und die Atmosphäre eine Rolle. Später kann man sich über ein Vereinsheim oder dergleichen Gedanken machen.
Dörr: In der Gründungsphase muss man erst in seine neue Rolle finden und sich auch die Zeit dafür geben. Ein Verein steht und fällt mit den Menschen, die sich dort engagieren. In vielen älteren Vereinen gibt es zwar Jungimker, aber viele wollen keine Verpflichtungen eingehen, oder die erfahreneren Imker haben bereits alle Verantwortung an sich gerissen. Bei uns werden die Karten neu gemischt. Die Verantwortung haben wir auf viele Schultern verteilt. Das geht auch über die Einrichtung von Obleuten. So müssen nicht ein oder zwei Personen in allen Gebieten Experte sein.
Was läuft noch anders in den neuen Vereinen?
Möllers: Der Vorsitzende sollte moderieren, sich aber gleichzeitig auch zurücknehmen können. Lange Monologe von nur wenigen Mitgliedern wollen wir möglichst vermeiden. Das gelingt uns, weil wir auf der Jahreshauptversammlung Themen festlegen, die dann zwei oder mehr Imker gemeinsam vorbereiten und auf einer Sitzung präsentieren. Jeder sollte einmal etwas machen. Die Zusammenarbeit fördert auch den Gemeinsinn, der bei Imkervereinen aufgrund der oft fehlenden gemeinsamen Aktivitäten schwierig zu stärken ist.
Dörr: Wir überlegen gerade im KIV, einen Imkerstammtisch einzurichten, der als Anlaufstelle und zum Informationsaustausch dienen soll. Je größer die Runde, desto interessanter wird es.
Imkern im Verein: Gespräche sind wichtig
Darf es gelegentlich auch um andere Dinge als die Imkerei gehen?
Möllers: Ja, das sollte es auch. Von Erzählungen älterer Imker aus anderen Imkervereinen weiß ich, dass diese früher sogar gemeinsam in den Urlaub gefahren sind. Ganz so weit wollen wir es nicht treiben. Aber an zwei Terminen im Jahr geht es in unserem Imkerverein weniger um die Bienen als um das Zusammensein: Im Sommer veranstalten wir ein gemeinsames Grillen, und im Winter gibt es ein Frühstück, zu dem auch die Partner eingeladen sind.
Mussten Sie für Ihre neuen Vereine Werbung machen?
Möllers: Die Gründung der Vereine haben wir in den regionalen Zeitungen bekannt gemacht. Wir haben aber nicht viel Werbung gemacht, weil wir uns erst einmal aneinander gewöhnen wollten. Auch nach über einem Jahr müssen sich die Mitglieder auf den Sitzungen jedes Mal kurz vorstellen, da wir immer wieder neue Gesichter dabeihaben. Man muss sich entscheiden, wie schnell man wachsen will.
Nutzen Sie das Internet, um die Leute zu erreichen?
Möllers: Wir haben im Verein ein, zwei Leute, die sich um die Webseite und unseren Facebook-Auftritt kümmern. Dort veröffentlichen wir vor allem Ankündigungen zu Vorträgen und Beiträge zu fachlichen Themen. Auf der Gründungssitzung haben wir außerdem festgelegt, dass wir Einladungen anstatt mit der Post ausschließlich per E-Mail versenden. Das spart uns eine Menge Arbeit und auch Geld.
Neuimker brauchen gute Infos
Wie gehen Sie mit den vielen Jungimkern um, die in Ihre Vereine kommen? Bieten Sie Schulungen an?
Dörr: Die Jungimkerschulungen organisiert der KIV, und wir veröffentlichen die Termine dafür auf der Webseite des Imkervereins Bottrop. Doch auch in den Vereinen wird schon eine Menge vermittelt. Wichtig ist, dass jeder Neuimker die wichtigsten Fakten direkt zu Anfang mit an die Hand bekommt: Wo muss ich die Bienenvölker melden, was ist ein Amtsveterinär, was ist die Tierseuchenkasse?
Stehen bald die ersten Anschaffungen an, wenn die Vereine wachsen?
Möllers: Teure Anschaffungen sind bei uns erst einmal kein Thema. Bisher haben wir uns immer gegenseitig ausgeholfen, wenn zum Beispiel ein Beamer gebraucht wurde.
Dörr: Eine gemeinsame Schleuder oder dergleichen ist eine schöne Sache. Wenn der Umgang mit den Geräten nicht sorgsam war, kann es jedoch schnell Ärger mit den Vereinskollegen geben. Daher sollten teure Anschaffungen von einem verantwortlichen Materialwart und nur gegen Gebühr herausgegeben werden. So erhält man sich den Vereinsfrieden.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Malte Frerick.
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