Wenn Sie beabsichtigen, Ihre Beuten selber zu bauen – und wie ich zwei linke Hände haben –, sollten Sie vorher diesen Erfahrungsbericht lesen. Ihnen könnten einige Fallstricke erspart bleiben.
Am Anfang des Projektes „Beuten-Selbstbau“ standen die Neugierde auf eine neue Herausforderung, natürlich auch Übermut – und eine Kostenrechnung. Ich benötigte wieder einmal Flachzargen. Ein Grund, warum ich mich dabei für die Hohenheimer Einfachbeute entschieden hatte, war deren einfache und doch geniale Konstruktionsweise. Es müssen keine Griffmulden mit Spezialwerkzeug in die Seitenwände gefräst werden, und auf eine zusätzliche Auflageschiene für die Rähmchenohren kann ebenfalls verzichtet werden. Breite Griffleisten und Auflagekanten für die Rähmchenohren sind bereits in die Brettkonstruktion integriert, Falze gibt es bei ihr nicht.
In ihrer Einfachheit ließ die Beute einen handwerklichen Laien wie mich übermütig werden. „Die baue ich doch glatt selbst“, sagte ich mir und machte mich ans Werk. Im Groben orientierte ich mich bei der Arbeit an den Bauplänen der originalen Hohenheimer Einfachbeute für das Zandermaß. Die Pläne sind unten in der Linksammlung zu finden. Auf einige Details, wie angeschrägte Griffleisten oder Verbindungen mit Nut und Feder, verzichtete ich jedoch.
1. Fallstrick beim Beuten-Selbstbau
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Kein Handwerker und keine Maschinen
In der Imkerliteratur liest man hin und wieder, dass Holzarbeiten wie der Beutenbau zu den obligatorischen Winterarbeiten zählen. Doch die Gleichung, dass Imker auch versierte Handwerker sind, wird heute immer seltener aufgehen. Früher war das anders.
Die Beschaffungsmöglichkeiten von fertigen Beuten waren begrenzt. Gleichzeitig waren mehr Menschen handwerklich tätig; sie hatten die nötigen Kenntnisse für die Holzbearbeitung. Zwar gibt es auch heute Imker, die vom Fällen eines Baumes bis zur fertigen Beute alle Bearbeitungsschritte selbst ausführen. Für meinen Teil bin ich jedoch froh, dass ich Nut und Feder unterscheiden kann und mit einem Bohrer umzugehen weiß. Für alles Weitere bin ich bereits zu sehr ein Mensch des 21. Jahrhunderts.
Doch mit gefühlt zwei linken Händen und ohne große Kenntnisse in der Holzbearbeitung stößt man beim Beutenbau schnell an seine Grenzen. Das musste ich mehrmals schmerzhaft erfahren. Laien in der Holzbearbeitung sind daher gut beraten, einen versierten Handwerker aus dem Bekanntenkreis um Hilfe zu bitten. Gegen ein paar Honiggläser wird dieser sicher zusagen und mit großer Wahrscheinlichkeit auch über eine gut ausgestattete Werkstatt verfügen. So habe ich es auch gemacht und konnte auf die Erfahrung und die Werkstatt meines Onkels zurückgreifen.
Sollen die Beuten – wie hier die Hohenheimer Einfachbeute – ohne Falz und Griffmulden gebaut werden, brauchen Sie grundsätzlich nur eine Kreissäge, eine Bohrmaschine und einen Akkuschrauber. Wenn die Bretter noch an Stärke verlieren sollen, benötigen Sie zudem einen leistungsstarken Dicktenhobel. Auf eine Fräse können Sie verzichten, wenn Sie die Stirn- und Seitenbretter stumpf verschrauben. Ihrer stabilen Konstruktionsweise wegen ist das bei der Einfachbeute gut möglich. Hilfreiche Werkzeuge sind weiterhin ein Gummihammer, Zwingen, ein Zollstock und ein Schreinerwinkel.
Beute selber bauen: 2. Fallstrick
Holz nicht abgelagert
Kommen Sie niemals auf die Idee, Holz zu verarbeiten, das noch nicht abgetrocknet ist. Ich bin dieser Versuchung erlegen. Die erste Charge Holz kaufte ich im Frühjahr in einem Baustoffhandel. Ungehobelte Fichtenbretter in 24 mm Stärke und 180 mm Breite schienen mir gut geeignet zu sein für mein Vorhaben, denn die Seitenbretter einer Flachzarge erfordern 20 mm Stärke bei 169 mm Breite. Ich musste demnach nur ein wenig hobeln.
Zudem sind unbehandelte Fichtenbretter in diesen Maßen sehr geläufig und werden von den meisten Baustoffhändlern dauerhaft angeboten. Entsprechend niedrig ist der Preis: Für ein 4,50 m langes Brett zahlte ich vor ein paar Jahren rund sechs Euro. Umgerechnet entspricht das Holzkosten von drei Euro pro Zarge: unschlagbar günstig, wie ich fand.
Kein Wunder also, dass ich sofort loslegen wollte und vor meinem inneren Auge bereits Unmengen von Zargen sah, die sich in der Werkstatt türmten. Dass das Holz noch sehr feucht war, sollte mich nicht an der Arbeit hindern. Ich schlug zwei Millimeter auf die gewünschte Breite auf, denn stärker würde das Holz nicht schrumpfen – dachte ich.
Im Sommer bekam ich dann die Quittung für meine Ungeduld: Die Zargen waren teilweise um fast einen Zentimeter geschrumpft, nichts passte mehr. Hektisch tauschte ich die Zargen aus und versah diese später mit einer dünnen Leiste, die den Höhenverlust mehr schlecht als recht ausglich. Seitdem lasse ich das Holz mindestens ein halbes Jahr abtrocknen, bevor ich es weiterverarbeite. Sehr feuchte Bretter sollten noch länger liegen bleiben, mindestens ein bis zwei Jahre.
3. Fallstrick beim Beute selber bauen: Bee space nicht beachtet
Die Theorie des Bee space – auf Deutsch: Bienenabstand – besagt, dass Abstände innerhalb der Beute, die kleiner oder größer als sechs bis zehn Millimeter sind, von den Bienen konsequent mit Wildbau und Propolis verbaut werden. Grundsätzlich mag das stimmen, doch sind die Bienen an manchen Stellen toleranter als anderswo.
Wie bereits erwähnt, schrumpften meine ersten selbst gebauten Zargen im Sommer gehörig. Die dabei fast aufeinander stehenden Rähmchen wurden jedoch – wohl wegen des modifizierten Oberträgers – größtenteils nicht verkittet. Viel problematischer war, dass die Bienen beim Wiederaufsetzen des Honigraumes regelrecht zerquetscht wurden. Weiß man, dass ein Metallabsperrgitter bereits rund vier Millimeter des Bee space zwischen zwei Zargen in Anspruch nimmt und auch noch Bienen dazwischenpassen müssen, kommt man auf einen optimalen Abstand von zehn Millimetern zwischen den Ober- und Unterträgern der Rähmchen.
Doch erwarten Sie auch bei halb- bis einjährig abgelagerten rohen Brettern eine weitere Schrumpfung von mindestens einem Millimeter, und bedenken Sie, dass der Verlust beide Brettseiten betreffen kann. Die Zargenhöhe plane ich daher so, dass über den Rähmchenoberträgern neun Millimeter und unterhalb der Rähmchen zwei Millimeter Platz bleiben.
Mit dem Sicherheitsabstand nach unten kann es auch nicht mehr passieren, dass die Rähmchen aus ihrer Position gedrückt werden, wenn sie mitsamt der Zarge auf einen umgedrehten Außendeckel gestellt werden. Für Imker, die wie ich Einfachbeuten für Rähmchen mit einer Höhe von 159 mm bauen, bedeuten die Abstandsangaben: die Stirnbretter auf 151 mm Breite schneiden und die Seitenbretter auf 170 mm. Wenn Sie eine andere Rähmchenhöhe verwenden, können Sie sich mit den Abstandsangaben und den Abmessungen Ihres Rähmchens die nötigen Brettmaße selbst ausrechnen.
Selbstversuch beim Beute selber bauen: 4. Fallstrick
Keine Montagehilfe verwendet
Verwenden Sie Montagehilfen und Bohrschablonen. Ohne eine Montagehilfe müssen Sie jede Verbindung zwischen zwei Brettern oder Leisten neu abmessen. Wenn Sie also beispielsweise die Griffleiste immer im selben Abstand am Stirnbrett anbringen möchten, bauen Sie am besten eine Form, die Stirnbrett und Griffleiste in der gewünschten Position fixiert. Ohne jedes Mal nachmessen zu müssen, gelingt es Ihnen so, in relativ kurzer Zeit viele Stirnbretter mit Griffleisten zu verbinden.
Ebenfalls sinnvoll ist die Verwendung einer Montagehilfe beim Zusammenfügen der Stirn- mit den Seitenbrettern. Sie sollten sich beim Zusammenfügen keinesfalls nur an den Außenkanten der Bretter orientieren. Sind diese nicht exakt zugeschnitten, verkleinert oder vergrößert man schnell die Innenmaße der Beute um zwei oder drei Millimeter. Noch etwas: Achten Sie beim Zusammenfügen auf die Ausrichtung der Jahresringe bei den Seitenbrettern. Schaut man auf die Schnittkante, zeigen die Jahresringe entweder nach außen oder nach innen. Sie sollten nach außen zeigen.
Sie fragen sich sicher, warum es bei den Innenmaßen auf zwei oder drei Millimeter ankommt. Einmal hatte ich keine Montaghilfe genutzt, und prompt standen die Stirnbretter zwei Millimeter näher zueinander, als dies der Bauplan vorsieht. „Wird schon passen“, dachte ich zunächst. Mir war jedoch nicht bewusst, dass die Rähmchenoberträger in der Einfachbeute zu den Stirnseiten insgesamt nur drei Millimeter Spielraum haben.
Das Ergebnis meiner Ungenauigkeit: Es war später fast unmöglich, die propolisierten Rähmchen aus den Zargen herauszuhebeln. Seit dieser Erfahrung habe ich immer eine Montagehilfe genutzt. Ist die Montage- oder Abstandshilfe nur wenige Zentimeter hoch, sollten die Stirnbretter beim Zusammenfügen mit den Seitenbrettern auf den Kopf gedreht werden. So erhält man den richtigen Abstand an der richtigen Stelle, nämlich auf Höhe der Rähmchenoberträger.
Beute selber bauen: das Fazit
Beute selber bauen: Auf der Suche nach Alternativen
Nachdem ich einige Arbeit in den Beutenbau gesteckt hatte, freute ich mich über das Resultat: keine perfekten, aber solide und dauerhaft brauchbare Bienenbehausungen. Die dauerhafte Brauchbarkeit sollte jedoch schon bald infrage gestellt werden. Bei meinen Ablegern, die ich in die neuen Beuten einquartiert hatte, brach andauernd Räuberei aus. Schnell war der Grund erkannt: Das Holz der Zargen hatte gearbeitet. In einer Zarge klaffte ein großes Loch, da der Astkern herausgesprungen war. Eine andere Zarge hatte sich unter dem Einfluss der Sommerhitze dermaßen verzogen, dass sich zwischen Boden und Zarge ein großer Spalt aufgetan hatte.
Keine Frage: Ein Astloch kann verschlossen werden, und die verzogene Zarge richtet sich wieder, wenn sie eine Zeit lang im Zargenturm zusammengepresst wird. Nach drei Durchgängen selbst gebauter Zargen hatte ich aber genug von den ständigen Ärgernissen und nötigen Reparaturen. Ein versierter Handwerker würde ohnehin nicht mehr aus mir werden. Sollte ich also wieder auf fix und fertig montierte Beuten umsteigen? Ich zögerte. Immerhin hatte mir das Bauen und Handwerken viel Freude bereitet. Lässt man die Arbeitsstunden unberücksichtigt – denn die Imkerei ist mein Hobby –, hatte ich zudem für wenig Geld viele neue Beuten erhalten. Also schaute ich mich nach Alternativen um, die geringere Fertigkeiten verlangen als rohe Fichtenbretter, aber noch in Eigenregie zusammengefügt werden müssen. Welche Alternative ich empfehlen kann, erfahren Sie in der Anleitung weiter unten.
Malte Frerick
Exkurs: Boden und Deckel bauen
Zu einer Beute gehören neben den Zargen auch ein Boden sowie ein Innen- und Außendeckel. Ein Innendeckel ist schnell gebaut. Im Baumarkt habe ich mir dazu gepresste Holzfaserplatten in den Abmessungen der Beute günstig zuschneiden lassen. Einige Imker nehmen auch Sperrholz. Möchte man auf einer Seite eine Aussparung haben, kann man für die Rahmung unbehandelte Dachlatten aus Fichtenholz nutzen.
Ich habe es mir etwas einfacher gemacht und zwei kleine Leisten, die beim Zargenbau übrig geblieben waren, auf eine Seite der Holzfaserplatte genagelt. So habe ich zwar keine Aussparung, aber immerhin Abstandshalter zum Außendeckel, der im Sommer sehr heiß werden kann.
Den Außendeckel selbst herzustellen lohnt sich im Übrigen kaum. Hierzu wären zusätzliche Kenntnisse und Maschinen aus dem Metallbau nötig. Gut und günstig bekommt man Außendeckel aus Blech – oder etwas teurer aus Edelstahl – im Imkereibedarfshandel.
Ein Blick in die Kataloge der Fachhändler lohnt sich aber auch beim Beutenboden. Will man einen dauerhaft stabilen Boden aus Hartholz selbst anfertigen, sollte man sich im Handwerk gut auskennen. Ich jedenfalls habe mich dazu entschieden, keine Böden mehr selbst anzufertigen, nachdem die Varroaschubladen beim Herausziehen aus den selbst gebauten Böden immer wieder hartnäckig klemmten.
Vergleich: Beute selber bauen mit …
… rohen Brettern aus dem Baustoffhandel
Aufwand: Ein
großer Nachteil bei rohen Brettern ist, dass diese oft noch auf 20
mm Stärke gehobelt werden müssen. Zwar gibt es einige Bienenhalter,
die sich diese Mühe nicht machen. Doch Zargen aus 24 mm starken
Brettern sind selten kompatibel mit Beutenteilen aus dem
Imkereibedarfshandel und geraten oft unnötig schwer.
Qualität: Beim Bretterkauf sollte man in jedem Fall darauf achten, Holz mit wenigen Astlöchern zu kaufen. Auch die sonstige Qualität sowie die Restfeuchte können erheblich schwanken. Ohne Hilfe sollten handwerkliche Laien besser die Finger von ungehobelter Holzware lassen.
Kosten: Die Holzkosten sind mit drei bis vier Euro pro Flachzarge nicht zu unterbieten. Rechnet man aber die Arbeitsstunden hinzu, kommt man schnell auf 15 bis 25 Euro je Zarge.
Fazit: Der Beuten-Selbstbau mit ungehobelten Brettern lohnt sich nur für Imker, die eine gut ausgestattete Werkstatt, Zeit und die nötigen Kenntnisse mitbringen.
… gehobelten Brettern aus dem Baumarkt
Aufwand: Der
Kauf von gehobelten Glattkantbrettern oder Leimholzplatten aus dem
Baumarkt ist eine große Versuchung, denn beim Bauen entfällt ein
Arbeitsschritt. Eine im Baumarkt gängige Brettstärke ist allerdings
18 mm. Daher müssen Originalbaupläne in den meisten Fällen an
dieses Maß angepasst werden, was nicht ohne Tücken ist.
Qualität: Gerade Glattkantbretter verziehen sich bei der Lagerung im Baumarkt schnell. Daher sollte man bei der Auswahl der Bretter sehr wählerisch sein und diese auch noch etwas ablagern. Aufgrund der meist dünneren Brettstärke machen Beuten aus Baumarktbrettern einen eher unsoliden Eindruck.
Kosten: Die Holzkosten für Glattkantbretter liegen bei sieben bis acht Euro je Flachzarge. Zusammen mit den Arbeitsstunden ist dies sicher die teuerste Variante im Beuten-Selbstbau.
Fazit: Der Kauf von Brettern aus dem Baumarkt lohnt sich nur, wenn diese sehr günstig erstanden werden können. Es ist mit qualitativen Abstrichen zu rechnen.
… Selbstbausätzen aus dem Imkereifachhandel
Aufwand: Bei Selbstbausätzen ist alles schon auf das richtige Maß zugeschnitten; der Imker muss nur noch die einzelnen Bretter zusammenfügen. Sind die Eckverbindungen mit Nut und Feder versehen, kann man sogar auf eine Montagehilfe verzichten. Eine Zarge ist in zehn Minuten zusammengeschraubt.
Qualität: Während im Baustoffhandel und im Baumarkt oft nur Fichtenbretter für den Beutenbau infrage kommen, gibt es Selbstbausätze auch aus dem für die Imkerei besser geeigneten Weymouthskiefernholz: Es ist leichter als Fichtenholz und ebenso langlebig. Der getestete Bausatz enthielt kaum Astlöcher und überzeugte mit angeschrägten Griff- und Setzleisten.
Kosten: Mit knapp elf Euro für Holz und Schrauben ist der getestete Selbstbausatz für eine Flachzarge nicht zu teuer geraten. Das gilt insbesondere, wenn man bedenkt, dass alles in einer hohen Qualität in bereits zugesägten Einzelteilen angeliefert wird.
Fazit: Handwerkliche
Laien sollten auf Selbstbausätze zurückgreifen. Im
Preis-Leistungs-Verhältnis sind diese schwer zu überbieten, und der
Aufwand ist überschaubar. Einziges Manko: Es gibt bisher nur wenige
Imkereifachhändler, die Selbstbausätze anbieten. Das sollte sich
ändern, zumal hiermit auch das Transportvolumen vom Händler zum
Imker erheblich gesenkt werden kann.
Fre
Baupläne für Beuten im Internet
■ Hohenheimer Einfachbeute im Original für Zanderrähmchen: tinyurl.com/yae2bxhb
■ Hohenheimer Einfachbeute, Zander, mit 18 mm starken Bretter: tinyurl.com/y9f4ebby
■ Anleitungen für die Bienenkiste in diversen Brettstärken: inyurl.com/y8vcjmqb
■ Baupläne kompatibler Beuten auf Langstrothbasis für 10,00 Euro: tinyurl.com/yb3ckzq7
■ Heroldbeute für Zander- und Deutsch-Normalmaß-Rähmchen: tinyurl.com/yak64cxd
■ Baupläne unterschiedlicher Teile der 12er-Dadantbeute, 29,95 Euro für die Komplettbeute: dadant-bauplan.de
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