Das Imkerpaar Stephanie Bednarz und Patrick Matuszewski suchte eine Alternative zu industriell gefertigter Seife – mit Honig ihrer eigenen Bienen. Bei Sonja Schulte im Sauerland wurden sie fündig. So kann man Honigseife selbst machen.
Wir hatten bei einem Händler Imkerzubehör bestellt, und da lag plötzlich eine Seife mit im Paket. Wahrscheinlich ein Versehen“, erzählt Patrick Matuszewski, während wir gemeinsam von Bochum ins Sauerland nach Hagen-Hohenlimburg fahren. „Diese Honigseife mit ihrer typischen Wabenform, die wohl jeder Imker kennt“, führt er aus. Angetan seien er und seine Freundin Stephanie Bednarz von dem Produkt nicht gewesen; zu viele fragwürdige Zutaten, und auch Geruch und Gefühl überzeugten nicht.
„Wir haben sie dann trotzdem an unserem Verkaufsstand ausgelegt. Sie musste ja weg. Es gab aber eine erstaunlich gute Resonanz und viele Nachfragen der Kunden. Da haben wir uns gedacht: ‚Das können wir besser‘“, erinnert sich der Freizeitimker. Er und seine Freundin – beide Geografen und im Beruf Umweltplaner – wollten die Honigseife zunächst selbst herstellen und befassten sich mit dem Thema Seifensiederei.
Honigseife selbst machen: Viele rechtliche Auflagen
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Doch dazu kam es nicht, wie er erzählt: „Die rechtlichen Auflagen für die Siedeküche, Rezepturen, Zulassung und so weiter und auch die handwerklichen Fähigkeiten und chemischen Kenntnisse überstiegen bei Weitem unsere Möglichkeiten. Ganz zu schweigen vom zusätzlichen Werkzeug, das dann wieder in den Ecken steht.“
Aufgeben wollten sie die Idee von einer Seife mit Honig aus der eigenen Imkerei jedoch nicht. So kam Sonja Schulte ins Spiel. Patrick Matuszewski schrieb die Inhaberin der kleinen Seifensiederei „Sauerlandseifen“ an: Ob sie auch Seifen mit der Zutat Honig herstellen könne? „Einen Tag später war sie bei uns in Bochum und hat beim Schleudern zugeschaut. Sie wollte uns und unsere Idee kennenlernen. Sonja hat dann den frisch geschleuderten Honig direkt mit nach Hause genommen“, so Matuszewski.
Dort, in Hohenlimburg, öffnet uns an einem nasskalten Nachmittag im Januar Sonja Schulte die Tür eines Fachwerkhauses, in der sich ihre Seifensiederei befindet. Nach einer freundlichen Begrüßung nehmen wir im Verkaufs- und Seminarraum Platz. Sofort betört uns der Duft von Ölen und Essenzen; dies aber keineswegs aufdringlich, wie man es aus den Seifenboutiquen der Innenstädte kennt. Während subtile Reize unseren Geruchssinn umschmeicheln, verrät Schulte, warum sie vor einem halben Jahr, ohne lange zu zögern, nach Bochum aufgebrochen war: „Patrick kam auf mich zu, und wir waren direkt auf einer Wellenlänge.“ So einfach war das.
Zu Besuch in der Seifensiederei
Doch neben der Sympathie füreinander eint den Imker und die Seifensiederin vor allem die Überzeugung, dass sie qualitativ hochwertige und ökologisch nachhaltige Produkte herstellen wollen. „Jeder zweite Imker hat diese Chemieseifen an seinem Verkaufsstand. Ich habe mich schon öfters mit denen unterhalten und kenne auch persönlich ein paar Imker. Eigentlich müsste die ganze Chemie doch der Imkerethik widersprechen“, wundert sich Schulte.
Auf die Frage, auf welche Chemie ihre Seifensiederei denn im Gegensatz zu herkömmlichen Betrieben verzichte, antwortet sie: „Ich verzichte zum Beispiel auf künstliches Glycerin. Das fügt man hinzu, damit Seifen transparent werden. Auch verwende ich keine künstlichen Farbstoffe. Kein natürlicher Farbstoff färbt so quietschgrün oder pink, wie dies auch bei angeblichen Naturseifen oft zu sehen ist.“ Sie färbe in ihrer Siederei nur mit roter Tonerde, Kräutern oder Indigo. „Das Ergebnis ist natürlich nicht so intensiv“, sagt Schulte. Auch verwende sie kein Palmöl und statt künstlicher Aromen fast ausschließlich ätherische Öle. „Ausnahmen sind Rosenöl und Vanille. Ätherisches Rosenöl ist viel zu teuer, daher verwende ich naturidentisches. Und Vanille gibt es nicht als ätherisches Öl“, erklärt sie.
Honigseife mit Schafsmilch und Vanille
Und wie sehen die Honigseifen aus, die aus der Kooperation mit den Bochumer Imkern entstanden sind? Sonja Schulte zieht einen Korb aus dem Regal. Kleine, kakaofarbene Seifenstücke in ovaler Form liegen darin aufgereiht. „Das ist eine meiner zwei derzeitigen Honigseifen im Programm: ‚Schafe Biene‘“, so Schulte. Die Zutaten für die Seife liefert nicht nur die Imkerei von Patrick Matuszewski und Stephanie Bednarz, sondern auch eine Schäferin. „Ähnlich wie Patrick kam die Schäferin irgendwann auf mich zu. Seitdem bringt sie mir regelmäßig Milch von ihren Schafen. Jetzt sagt sie den Leuten auf dem Markt: ‚In der Seife ist die Milch von Schaf Dörthe oder Schaf XY.‘ Das kommt gut an“, freut sich Sonja Schulte.
Neben der Honigseife mit Bioschafsmilch, Honig und Vanille stellt sie die Seife „honigblümchen“ in ihrer Siederei her. Die Zutaten sind unter anderem Ringelblume, Honig und Mandarine. Beide Seifen haben einen angenehmen, unaufdringlichen Geruch und fühlen sich sehr geschmeidig an. Aber warum gibt es die Seife nicht in der typischen Wabenform? Das würde doch besser zu einer Imkerei passen.
„Die Wabenform hat doch jeder. Das will ich nicht“, antwortet Schulte. Sie habe sich aber auf die Suche nach einer imkertypischen Form begeben und sei inzwischen fündig geworden. „Die neue Form ist quadratisch, mit einer eingeprägten Biene“, sagt sie. Das Gewicht liege bei 50 g – wobei eine größere Form für 80-g-Seifen bereits angedacht ist – und der Preis bei 3,70 Euro pro Stück. „Für Imker gibt es die handelsüblichen Rabatte“, so Schulte.
Honigseife selbst machen: Interessierte Imker sollen sich melden
Damit ist klar: Sonja Schulte möchte weiteren Imkereien Honig abnehmen, um diesen im Gegenzug die mit Honig veredelte Seife zu verkaufen. „Ich wurde bereits von mehreren Imkern angesprochen – das Interesse ist da“, so Schulte. Imker, die mit ihrer Siederei kooperieren wollen, sollen sie einfach per E-Mail anschreiben. „Dann bekommen sie von mir die weiteren Infos, Preise und so weiter“, sagt sie.
Für eine Charge Seife – das sind ungefähr 40 Seifenstücke – benötigt sie 160 g Honig. Dieser könne bequem und günstig als Maxibrief an sie verschickt werden. „Es gibt für die Maße des Maxibriefs einen flachen Karton“, so Schulte. Der Honig werde dann in einem doppelt gezippten Gefrierbeutel oder in drei kleinen Gläsern im Karton verstaut. Es sei keine spezielle Honigsorte notwendig. Ist der Honig bereits hart, will ihn die Seifensiederin vor der Verarbeitung im Wasserbad schonend auftauen. Sie gibt aber zu bedenken: „Die Seife muss rund vier Wochen ruhen. Zwischen Bestellung und Erhalt der Ware liegen demnach etwa fünf Wochen“. Das sei bei allen Seifen so.
Honigseife selbst machen: Qualitative Honigseife nur in kleinen Chargen
Gibt es Besonderheiten bei der Herstellung von Honigseife? „Und ob“, sagt Schulte und erläutert: „Je größer die Mischung ist, desto heißer wird diese beim Ansetzen. Das hat mit der Reaktion der Lauge zu tun. Damit es nicht zu heiß wird und die guten Inhaltsstoffe im Honig erhalten bleiben, darf ich also nur kleine Chargen der Honigseife anmischen.“ Schon allein aus diesem Grund sei qualitativ gute Honigseife nicht im industriellen Maßstab herzustellen.
Sonja Schulte selbst fing mit ihrer Seifensiederei ganz klein im Gartenhäuschen an. Sie übernahm die Siederei von einer Freundin, der das Handwerk neben der Familie irgendwann zu viel wurde. „Ich habe früher oft bei ihr ausgeholfen, weil ich das Produkt geil fand. Da ich eigentlich aus dem Grafikdesign komme, konnte ich ihr zum Beispiel Flyer machen. Auch im Einzelhandel hatte ich Erfahrungen und bin dann mit auf Märkte gefahren“, berichtet sie. „Irgendwann hat sie mir einen großen Umzugskarton in die Hand gedrückt – inklusive einer kompletten Seifenküche, Rezepten und Zertifikaten“, so Schulte über den Beginn ihrer Selbstständigkeit.
Diese habe sie vor zwei Jahren aus der Arbeitslosigkeit heraus gewagt und nicht bereut: „Seit dem 1. Januar dieses Jahres bin ich keine Kleinunternehmerin mehr.“ Wie zum Beweis brummt ihr Handy. Schulte schaut kurz nach unten. „Oh, eine Bestellung kommt gerade herein“, freut sie sich. Ihr Hauptgeschäft bestreite sie über zehn Einzelhändler. „Von Frankfurt bis Husum liegen diese verstreut. Das sind meist sogenannte Unverpacktläden, die ich im Ruhrgebiet auch persönlich anliefere“, sagt sie. Weitere Einnahmen kämen durch ihren Onlineshop und durch den Verkauf auf Weihnachtsmärkten zustande.
Mittlerweile sei die Seifensiederei ein Vollzeitjob. „Geplant ist auch ein Tag der offenen Tür, der einmal im Monat stattfinden soll. Die Kunden können dann in die Produktion schauen. Mir ist Transparenz fürchterlich wichtig“, sagt Sonja Schulte, bevor sie den Mixer anschaltet, der die vorbereiteten Zutaten zu einer weiteren Honigseife vermengt. Patrick Matuszewski sieht sehr zufrieden aus.
Malte Frerick
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