Vor 4,5 Jahren hat Dieter Schimanski die Firma Bee-Rent gegründet. Er vermietet Bienenvölker und ist damit mittlerweils bundesweit erfolgreich. Aber wer sind die Mieter? Und warum mieten sie lieber Bienenvölker statt selbst zu imkern?
Bee Rent agiert als Franchise-Unternehmen. Dieter Schimanski hat einst ein Konzept entwickelt, das er nun an andere weitergibt. Imker, die über Bee-Rent Aufträge bekommen, agieren selbstständig. Unterstützung bekommen sie beim Marketing, beim Vertragsabschluss mit dem Mieter der Bienenstöcke und auch zwischendurch, wenn es etwa darum geht, neue Kunden zu gewinnen. Schimanski bekommt dafür eine Franchise-Gebühr ab. Anfang November wurde Bee-Rent mit dem Sonderpreis Social Entrepreneurship des KfW Award Gründen 2019 ausgezeichnet.
Bienen mieten vom Franchise-Imker
Das Prinzip kennt man von schon lange von Ketten von Schnellrestaurants oder auch Supermärkten. Aber im Umgang mit Bienen? Bee-Rent-Chef Dieter Schimanski erklärt im Interview, was hinter seiner Idee steckt und warum das Vermieten von Bienenvölkern vielleicht befremdlich klingt, aber durchaus positive Effekte für die teilnehmenden Imker hat.
DBJ: Wie kamen Sie auf die Idee ein Unternehmen zu gründen, das Bienenvölker vermietet?
Schimanski: Die Idee entstand aus einem Spaß heraus. Ich war Hobby-Imker und hatte damals schon zehn Jahre geimkert. Dann stieg plötzlich das Interesse an der Imkerei und den Bienen stark und ich dachte, dass man das nutzen kann, um mit Firmen in Kontakt zu treten. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt schon einige Firmen gegründet und darin viel Erfahrung. Ich wollte das anfangs nur im kleinen Rahmen in Bremen selbst ausprobieren. Dass Bee-Rent heute bundesweit im Franchising läuft, hat sich ergeben, da die Idee so starke Resonanz bekam und ich Anfragen aus anderen Städten nur schlecht selbst bedienen konnte. Nach Bremen war München die zweite Stadt in der wir gestartet haben.
Bienen mieten für mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen
DBJ: Wie genau nutzen die Firmen und anderen Mieter die Bienenvölker für sich? Sie imkern ja nicht selbst und in Ihrem Konzept steht auch, dass der Honigertrag nicht im Vordergrund steht?
Schimanski: Viele Unternehmen müssen heute einen Nachhaltigkeitsbericht verfassen und darin können sie auch die Bienen erwähnen. Und ja, viele unserer Kunden wollen die Bienen natürlich auch fürs Marketing nutzen, aber dahinter steht immer auch ein wirkliches Interesse an den Bienen und allem, was an deren Leistung hängt. Bienenstöcke zu mieten, bedeutet für die Firmen auch, dass sie selbst niemanden für das Betreuen abstellen müssen, dennoch sind viele Mitarbeiter interessiert und kommen dazu, wenn der jeweilige Imker da ist. Das trägt zu Bindung ans Unternehmen bei. Wir ernten von den Völkern einmal im Jahr den Honig und den bekommen die Kunden. Meist nutzen sie ihn für Firmenfeiern oder als kleine Geschenke an Kunden oder Geschäftspartner. Nur sehr selten kommt es vor, dass der Honig verkauft wird und wenn dann meist für einen guten Zweck. Statt dem Honig stehen die Bienen selbst im Fokus.
DBJ: Wer sind die Kunden von Bee-Rent?
Schimanski: Von Sparkassen und großen Versicherern über Steuerberaterkanzleien, Baufirmen, Immobilienunternehmen und auch Drogerien und Supermärkten ist alles dabei – größere und kleinere Unternehmen und auch die ein oder andere Privatperson.
Bienen vermieten: Berufsimker profitieren
DBJ: Wie groß ist Bee-Rent mittlerweile – wie viele Imker arbeiten mit Ihnen zusammen?
Schimkanski: Bee-Rent hat derzeit 25 Franchise-Nehmer. Darunter sind auch Berufsimker, die durch unsere Zusammenarbeit wieder Zukunft in unserem Beruf sehen und endlich von ihrem Beruf leben können. Insgesamt betreuen wir alle zusammen schon über 400 Bienenvölker.
DBJ: Einst waren die Imker bei Bee-Rent als Minijobber angestellt. Ist das korrekt und wenn ja, warum haben Sie das verändert?
Schimanski: Ja, das war anfangs so. Wir haben das verändert, weil die Firma so gewachsen ist und weil sich die Verwaltung anders sehr aufwendig dargestellt hat. Man muss die Bienenvölker ja beim Veterinäramt anmelden und da ist es viel einfacher, wenn der Imker selbst dies vor Ort erledigt und Ansprechpartner für die Behörden ist. Jeder Imker hat bei uns ein bestimmtes Gebiet zugeteilt, für das er die Anfragen erhält, die bei uns eingehen.
DBJ: Wem gehören die Bee-Rent-Bienen – dem Kunden oder bleiben sie im Besitz des Imkers?
Schimanski: In unseren Verträgen ist es so gehandhabt, dass der Kunde Besitzer der Bienenvölker ist und der Imker Eigentümer bleibt. Das heißt, dass der Kunde für den Zeitraum des Mietens wirklich Anspruch darauf hat, von „seinen Bienen“ zu sprechen und sie als solche offiziell zu benennen und auch den Honig zu bekommen. Die Verantwortung für die Tiere bleibt aber beim Imker.
DBJ: 199 Euro im Monat pro Bienenvolk bekommt ein Imker, der als Franchise-Nehmer mit Bee-Rent zusammenarbeitet. An welche Vorgaben muss sich der Imker dafür halten?
Schimanski: Wir arbeiten nach dem Prinzip, dass wir so wenige Eingriffe ins Bienenvolk vornehmen wie möglich, aber so viele wie nötig. Ich nenne die Betriebsweise „slow bee“. Wie gesagt, geht es uns nicht um eine große Honigmenge, die wir ernten können – das wollen auch die wenigsten Kunden. Wir garantieren, dass wir uns um die Gesundheit der Bienen kümmern und dabei auch so schonend wie möglich imkern. Dem Kunden ist es das wert. Wir haben erst kürzlich die Preise erhöht und es ist keiner abgesprungen, sondern die Anfragen steigen. Wenn Imker in dieser Form bezahlt werden, lohnt es sich für sie auch eher, mehr Bienenvölker zu halten und eventuell das Hobby zum Beruf zu machen.
Bienen vermieten: Imker noch gesucht
DBJ: Wie stark soll Bee-Rent weiter wachsen?
Schimanski: Das lässt sich schwer in Zahlen fassen. Wir sind mittlerweile bundesweit zu finden, in manchen Regionen stärker als in anderen. Interessierte Imker dürfen sich gerne bei mir melden. Weiße Flecken, also Gegenden, in den wir noch nicht so stark aufgestellt sind, gibt es vor allem im Osten und auch im Südosten Bayerns.
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TOP-THEMEN im Dezember-Heft
1. Vielfalt in Kasachstan
Unberührte Natur und Artenvielfalt – davon gibt es in Kasachstan reichlich. Der Entomologe Christian Schmid-Egger begab sich auf Erkundungstour in das zentralasiatische Land und berichtet.
2. Stockluft-Therapie
Das Inhalieren von Bienenstockluft hat sich zu einer alternativen Therapieform entwickelt. Imker und Heilpraktiker arbeiten dabei oft eng zusammen. Die kassenärztliche Anerkennung fehlt hierzulande allerdings noch. Ein Bericht aus der Anwendungspraxis.
3. Honigverfälschungen
Seit Oktober machen Enthüllungen über verfälschte Supermarkt-Honige Schlagzeilen. In einer eigens dazu angesetzten Diskussionsrunde auf der eurobee blieben hinsichtlich der angewandten Methode jedoch einige Fragen offen. Eine Zusammenfassung.
4. Futterkranzprobe
Pia Aumeier erklärt, wie sie ihre Bienenstände vor einer Infektion mit Amerikanischer Faulbrut schützt, indem sie regelmäßig Futterkranzproben nimmt. Ein Fahrplan für das Ziehen der Futterkranzprobe.
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