Sind Bienenvölker noch im November und Dezember aktiv, raubt ihnen das Kraft für den Start im Frühjahr. Wichtig ist es jetzt, den Brutraum anzupassen und den Bienenstock zu isolieren. So geht man dabei vor.
Der Fettkörper der Winterbienen und die Gesamtenergiebilanz im Volk
Der Fettkörper ist nicht nur das Speicherorgan für Fette und Eiweiße. Er baut auch oxidativen Stress ab. Je mehr oxidativem Stress die Biene ausgesetzt ist, desto kürzer ist ihre Lebensspanne. Dieser entsteht bei körperlicher Tätigkeit der Biene, besonders beim Fliegen und bei der Brutpflege, wobei das Fliegen im Vergleich zur Brutpflege um etwa den Faktor 10 höheren Stress auslöst.
Für internationales Aufsehen sorgte vor einem Jahr die Forschergruppe um Dr. Samuel Ramsey und Dr. Dennis van Engelsdorp. Sie hatten festgestellt, dass sich die Varroa nicht von Hämolymphe, sondern vom Fettkörper der Biene und der Bienenlarve ernähren. Ob die Milben nun ausschließlich den Fettkörper der Bienen und der Bienenlarven oder auch zusätzlich noch Hämolymphe angreifen, wird noch zu ermitteln sein. Die Ergebnisse dieser Studie werfen ein neues Licht auf das Geschehen zwischen Parasit und Wirt.
Die Oxalate werden über den Fettkörper abgebaut. Bienen, die nicht gut für den Winter gerüstet sind, verlieren zusätzlich an Lebensdauer, wenn sie viel oxidativen Stress abbauen müssen. Daher bemerken wir, dass Bienenvölker, die noch im November und Dezember fliegen, im Frühjahr Mühe haben, eine ausreichend dynamische Entwicklung einzuleiten.
Der angepasste Brutraum senkt den Energieverbrauch der Winterbienen
Obwohl sich die Bienen im Winter in die Traube zusammenziehen und dadurch ihren Energieverbrauch senken, plädiere ich für eine Anpassung des Lebensraums der Traube und eine gute Isolierung des Stockes. Dabei ist das Argument, man müsse den Gitterboden offenhalten, damit das Bienenvolk aus der Brut geht, nach meiner Beobachtung nicht zutreffend.
Bienen gehen sowohl mit als auch ohne offenem Boden aus der Brut, abhängig vom Alter der Königin, von der Volksstärke, der Bienenrasse, der Lage und Außentemperatur sowie der klimatischen Gesamtumstände im Herbst. In diesem Jahr beispielsweise sind die von mir in Norddeutschland und Österreich beobachteten Völker besonders früh aus der Brut gegangen.
Eine Milbenbehandlung soll so früh wie möglich stattfinden, damit der Fettkörper der Winterbienen nicht durch wochenlang ansitzende Milben gestört und geschwächt wird. In Gegenden mit hoher Bienendichte und vielen Anfängern muss man dann aufgrund der Reinvasion im November leider nochmals eine Winterbehandlung machen. Besser wäre es, diese zu vermeiden, um eine zweite Oxsalsäurebehandlung einzusparen.
Angepasster Brutraum im Winter und frühen Frühjahr spart Lebensenergie
Die Anpassung des Lebensraumes ist auch im Winter vorteilhaft, weil die Bienen weniger Energie zum Heizen verbrauchen, sobald das Brutgeschäft wieder eingesetzt hat. Die Biene hat eine Flugleistungsfähigkeit von 800 km. Das Aufheizen auf über 35 °C verkürzt enorm die Lebenszeit (Heizerbienen werden bis zu 40 °C warm). Zehn Minuten Heizertätigkeit entspricht etwa zehn Kilometer Lebensflugleistung. Das lässt erkennen, dass eine Einsparung des Energieverbrauches im Frühjahr die Lebenszeit, die verbleibt, um als Flugbiene tätig zu sein, erheblich verkürzt.
Durch eine bessere Isolierung der Behausung, in der sich der Bien aufhält, wird daher auch weniger Winterfutter verbraucht. Es muss zudem weniger eingefüttert werden, man kann die Einfütterung zu einem späten Zeitpunkt abschließen und es wird weniger Heizenergie benötigt, sobald das Brutgeschäft beginnt. Durch den geringeren Energieverbrauch behalten die Bienen in ihrer Gesamtheit eine längere Lebensdauer. Dabei ist generell festzuhalten, dass eine starke Einwinterung mit vielen Individuen das Überwintern erleichtert und die Belastung pro Einzelbiene zurückgeht. Wir wollen also möglichst starke Bienenvölker einwintern. Der alte Imkerspruch „Wer stark einwintert, der wintert auch stark aus“ hat heute noch uneingeschränkt Gültigkeit.
Weniger Winterfutter – weniger Kosten – bessere Gesamtenergiebilanz
Die Frage des Energiesparens können wir also auch auf unsere Bienenhaltung übertragen. Wir sparen nicht nur Winterfutter, was sich ja direkt in unserem Geldbeutel bemerkbar macht. Sollte es möglich sein, pro Volk auch nur sechs Kilogramm weniger Winterfutter zu benötigen, sind dies hochgerechnet auf eine Million Bienenvölker in Deutschland bereits sechs Millionen Kilogramm. Damit schonen wir nicht nur unseren Geldbeutel, sondern auch den Energieverbrauch in unserer Imkerbranche.
Energie kann aber nicht nur im Winter eingespart werden. Am meisten Energie verbraucht das Volk im Frühjahr und Sommer, wenn die Brut konstant auf knapp über 35 °C gehalten, kiloweise Honig eingetragen und getrocknet sowie ein viel größeres Nestvolumen auf Temperatur gehalten werden muss. Der Energieverbrauch ist erheblich. Bei vollem Brutsatz verbraucht ein Volk etwa ein halbes Kilogramm Honig pro Tag.
Dieser Energieverbrauch kann man durch eine sehr gute Isolierung des Brutraumes und der Honigräume senken, sodass auch im Verlauf des Sommers durch eine insgesamt geringere Heizenergie eine höhere Lebensdauer der Bienen möglich wird. Die Völker werden größer und können in kurzer Zeit mehr Honig eintragen. Auch im Sommer verdoppelt sich also der Nutzen gut isolierter Völker. Da weniger Heizenergie verbraucht wird und die Bienen aufgrund der höheren Lebensdauer größere Völker bilden, steigt der Honigertrag und der Überschuss, der von uns geerntet werden kann.
Wir können uns also getrost von dem Dogma lösen, dass die Isolierung des Volkes nicht notwendig sei, da Bienenvölker ohnehin alles selbst regeln. Der zweite Halbsatz ist richtig. Der erste ist überholt. Durch weniger Energieverbrauch bleibt in der Jahresbilanz mehr für uns übrig, die Ernte steigt.
Langsamere Frühjahrsentwicklung – langlebigere Bienen
Der Fettkörper ist nicht nur für das Überwintern erforderlich. Den ersten Brutsatz pflegen die Bienen unter Auflösung ihres Fettkörpers. Aus diesem nehmen sie ihre Nahrung und Energie für die Produktion des Futtersaftes, mit dem die Larven gepflegt werden. Dabei kann eine Pflegebiene maximal vier Larven aufziehen. Dann kommt sie an ihr physiologisches Lebensende. Entsprechend schlecht sind die Bienen im Frühjahr gepflegt.
Erinnern wir uns an den August: In der Phase der Entstehung der Winterbienen wird eine Zelle von mehreren Bienen gleichzeitig gepflegt. Sowohl das Eigewicht der Königin ist höher als auch die Intensität der Fütterung und die Konstanz der Temperatur. Aufgrund der schlechteren Verhältnisse im Frühjahr können die ersten Brutsätze nicht so gut gepflegt werden, die Bienen werden kurzlebig. Durch eine verlangsamte Brutentwicklung im Februar und März kann man diesem Effekt entgegenwirken. Nicht zu lange aber. Oftmals kommen einige Tage schönes Wetter im Februar oder März.
Winterbienen auswintern: So gelingt es energiesparend
Der in diesen Tagen entstehende Peak der Eilegerate sollte bei Völkern, die diesen Peak auch gut verarbeiten können, mitgenommen werden. Daher muss jedes Volk individuell bearbeitet oder zu einem frühen Zeitpunkt ausgeglichen werden. Auch Frühjahrs- und Sommerbienen können einen leichten Fettkörper ansetzen, wenn sie erstklassig gepflegt werden. Danach sollten wir streben.
Die Vorbereitungen für das energiesparende Auswintern werden jetzt getroffen, indem man die Völker auf die Bienenmasse schiedet. Das Thermoschied kommt links und rechts an die Wintertraube. Den Boden schließt man mit einer Isolierfolie oder ähnlichem. Auf die Oberträger kommt eine hochisolierende Folie oder ein sehr gut isolierender Deckel. Der Deckel muss so gut isolieren, dass die Wärme, die durch die Wabengassen aufsteigt, im Kasten verbleibt. Das Volk will es kuschelig warm im Winter – so wie wir auch.
Lesen Sie hier, was Sie in der aktuellen Ausgabe des Bienenjournal-Hefts erwartet:
» Inhaltsverzeichnis der aktuellen Ausgabe
TOP-THEMEN im Dezember-Heft
1. Vielfalt in Kasachstan
Unberührte Natur und Artenvielfalt – davon gibt es in Kasachstan reichlich. Der Entomologe Christian Schmid-Egger begab sich auf Erkundungstour in das zentralasiatische Land und berichtet.
2. Stockluft-Therapie
Das Inhalieren von Bienenstockluft hat sich zu einer alternativen Therapieform entwickelt. Imker und Heilpraktiker arbeiten dabei oft eng zusammen. Die kassenärztliche Anerkennung fehlt hierzulande allerdings noch. Ein Bericht aus der Anwendungspraxis.
3. Honigverfälschungen
Seit Oktober machen Enthüllungen über verfälschte Supermarkt-Honige Schlagzeilen. In einer eigens dazu angesetzten Diskussionsrunde auf der eurobee blieben hinsichtlich der angewandten Methode jedoch einige Fragen offen. Eine Zusammenfassung.
4. Futterkranzprobe
Pia Aumeier erklärt, wie sie ihre Bienenstände vor einer Infektion mit Amerikanischer Faulbrut schützt, indem sie regelmäßig Futterkranzproben nimmt. Ein Fahrplan für das Ziehen der Futterkranzprobe.
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