Im Nationalsozialismus stand der Imkerbund sehr treu zu den herrschenden Machtverhältnissen. Das lag daran, dass der Deutsche Imkerbund „gleichgeschaltet“ wurde, aber auch an den führenden Köpfen der damaligen Zeit: Mit Karl Hans Kickhöffel wurden die Imker von einem völkisch und antisemitisch denkendem Präsidenten geleitet.
Drei Fragen aus dem Interview mit Rainer Stripf:
DBJ: Herr Dr. Stripf, man bekommt das Gefühl, dass die Imkerverbände dem Nationalsozialismus besonders treu anhingen. Wie kommt das? Bot die Verbandsstruktur den Nazis ein einfaches Ziel?
Stripf: es gab nur eine „Reichsfachgruppe Imker“ im „Reichsverband Deutscher Kleintierzüchter“. Es wurde tatsächlich von geräuschloser und einmütiger Gleichschaltung des Deutschen Imkerbundes geschrieben. Die Gründe reichen zurück in die Weimarer Republik. Man sprach Mitte der 1920er-Jahre von einer „Notlage der Bienenzucht“. Die Zahl der Imker hatte sich mehr als halbiert. Durch diese Situation gewannen neue Personen enormen Einfluss, die bessere Verhältnisse für die Imker schaffen wollten und versprachen, so wie Karl Hans Kickhöffel. Er war seit 1921 Abgeordneter der „Deutschnationalen Volkspartei“, die national, antisemitisch, monarchistisch und antidemokratisch eingestellt war, Mitglied im „Deutschnationalen Lehrerbund“ sowie Angehöriger des „Stahlhelm“. Der rechtsnationalistisch und völkisch eingestellte Kickhöffel genoss aufgrund seines Engagements als volkswirtschaftlicher Beirat großen Zuspruch bei den Imkern. Er wurde 1931 einstimmig zum ersten Bundesleiter gewählt. Politisch war er schon sehr eng an der NSDAP. Das hat den Prozess der Gleichschaltung sicher noch leichter gemacht.
DBJ: Standen die Imker der völkischen Ideologie besonders nahe? Wie kam das?
Stripf: Es gibt Analysen, welche Berufsgruppen besonders häufig die NSDAP bei den Reichstagswahlen 1930, 1932 und 1933 gewählt haben. Die größten Zuströme kamen aus den Reihen der DNVP. Die soziale Schichtung der NS-Wählerschaft war allerdings sehr heterogen. Der „alte Mittelstand“, beispielsweise Landwirte, Handwerker und Einzelhändler, war deutlich überrepräsentiert. Bei einer Erhebung des Deutschen Imkerbundes aus dem Jahr 1930 zählten Landwirte, Beamte, Handwerker und Lehrer zu den stärksten Mitgliedergruppen unter den Imkern. Laut Quelle waren es 33,7 Prozent Landwirte, 14,7 Prozent Beamte, 13,6 Prozent Handwerker, gefolgt von 9,7 Prozent Lehrern. Ob hier eine Korrelation besteht, muss man sehr vorsichtig betrachten. Unstrittig bleibt, dass der undemokratisch eingestellte Kickhöffel euphorisch begrüßt wurde.
DBJ: Gibt es Hinweise darauf, dass Imker auch Widerstand geleistet haben könnten?
Stripf: Im Krieg, 1942, gab es Beiträge in der Fachpresse, in denen ein höflicher Umgang gefordert wird. Das weist darauf hin, dass es in der Imkerschaft auch rumort hat. Dabei ging es offensichtlich um die Abgabepflichten und Sonderaktionen, die nicht reibungslos hingenommen wurden. Es war kein wirklicher Widerstand gegen das Regime. Davon ist nichts überliefert. Unter den Wissenschaftlern gab es Ludwig Armbruster, Professor für Bienenkunde und Direktor des Institutes für Bienenkunde der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Er wurde 1934 von den Nationalsozialisten in den Ruhestand versetzt, weil er das System nicht unterstützte.
Bec
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