Nepal: Vom Bergdorf in den Dschungel – Teil 7

29. Oktober 2019
Wir verlassen Nepals Mittelgebirge. Von Landruk geht es unzählige Steintreppen hinunter zum Fluss. Fotos: Nils Heichen

Wir verlassen Landruk. In der kurzen Zeit, die wir da waren, sind uns das Bergdorf und seine Bewohner im nepalesischen Mittelgebirge ans Herz gewachsen. Wie in vielen Bergdörfern leben die Leute hier zum Teil noch wie vor hundert Jahren.

Die meisten besitzen ein Grundstück mit einem kleinen Stück Land, auf dem sie Reis oder Hirse anbauen. Das Leben findet zum Großteil draußen statt: Wäsche waschen, Holz hacken, Getreide trocknen, das Vieh versorgen.

Überall gibt es WLAN im Bergdorf

Ein Hirte treibt seine Ziegenherde ins Tal hinunter, auf die andere Seite des Flusses.

Fast jeder hier hält Hühner und Ziegen, manche sogar ein paar Wasserbüffel. Die Tiere laufen tagsüber frei herum, genau wie die vielen Kinder, wenn die Schule aus ist. Fast könnte man meinen, man wäre in eine andere Zeit zurückversetzt worden. Schaut man genauer hin, erkennt man aber auch hier den Fortschritt der Zeit. Fast jeder besitzt ein Smartphone und in den einfachen Hütten stehen große Flachbildschirme, auf den oft Bollywood Filme oder die lokalen Nachrichten laufen. Die Jugend trägt westliche Kleidung und überall gibt es WLAN.

Trotzdem pflegen die Nepali ihre Kultur und sind auch stolz darauf. Besonders, wenn sie sie anderen mit traditionellen Trachten und Tänzen präsentieren können. So organisiert die Frauengruppe von Landruk an unserem letzten Abend ein Fest mit Musik, Tanz und Gesang. Am Ende sind auch alle Deutschen auf der Tanzfläche und die Klänge schallen noch bis spät abends die Berghänge hinab.

Bergidylle: Der Fluss Modi teilt das Tal. Im Hintergrund kann man noch die Achttausender am Horizont erkennen.

Abschied vom Bergdorf: Abenteuerfahrt mit dem Jeep

Am nächsten Morgen heißt es dann Abschied nehmen. Noch einmal geht es 500 Meter hinab zum Fluss Modi und weiter Richtung flussaufwärts durch viele kleine Dörfchen bis wir nach zwei Stunden Wanderung die Straße erreichen. Obwohl das Wort Straße ein weit definierbarer Begriff ist, wie wir feststellen. Ab hier geht es mit Jeeps weiter. Die „Straße“ besteht aus einer sandigen Strecke, die gespickt ist mit Schlaglöchern, Schlammpfützen, 30 cm tiefen Wasserlöchern und Geröll in allen Größen und Formen. Manche Leute bezahlen ja viel Geld für so eine Abenteuerfahrt mit dem Jeep. Aber nach drei Stunden Fahrt sind wir alle dankbar, als wir endlich wieder Beton unter den Rädern spüren.

Nächste Etappe: der erste Nationalpark Nepals

In Chitwan geht es mit dem Ochsenkarren auf erste Erkundungsfahrt.

Nach einer Nacht in Pokhara geht es weiter zum Chitwan Nationalpark. Hier leben die Tharu, ein Volksstamm, der ursprünglich aus den Bergen kommt und in das Gebiet im Tal eingewandert ist. Damals herrschte dort die Malaria. Die Tharu waren jedoch fest davon überzeugt, immun dagegen zu sein und überstanden tatsächlich als eine der wenigen Einwohner die Tropenkrankheit. In den 60er-Jahren machte die Regierung das Gebiet dann malariafrei.

1973 wurde Chitwan als der erste Nationalpark Nepals gegründet. In dem über 900 km2 großen Gebiet leben unzählige Vogelarten, Krokodile, Bären und Damwild. Eine besondere Attraktion sind die Panzernashörner, von denen mehrere Hundert Exemplare in Chitwan vorkommen. Aber auch seltene Tiere wie dem bengalischen Tiger kann man hier begegnen.

Menschenfressende Tiger in der Gegend?

Von der Terrasse des Into The Wild Eco Resorts, wo wir die Nacht verbringen, halten wir bei Einbruch der Dunkelheit Ausschau nach wilden Tieren. Das Grundstück des Hotels grenzt direkt an einen kleinen Fluss, dahinter beginnt das Naturschutzgebiet. Oft kämen hier nachts Nashörner oder Rehe vorbei. Aber es soll auch ein paar menschenfressende Tiger in der Gegend geben. Daher ist das Verlassen des Hotelkomplexes bei Nacht nur mit Begleitung erlaubt. Willkommen im Dschungel!

Saskia Schneider

Am Abend führt die Frauengruppe der Tharu einen traditionellen Stocktanz für uns auf.


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