Im Oktober beginnt der Herbst. Das Einfüttern sollte abgeschlossen sein. Wenn nicht, gibt es dennoch Tricks, wie die Winterbienen noch Futter annehmen. Wichtig außerdem: Die Frage nach dem Alter der Königin.
Während die Erinnerung an den Sommer noch stark ist, schleicht sich der Herbst über unsere Felder. Die Bienen sollten jetzt eingefüttert sein. Bei den immer tiefer werdenden Nachttemperaturen nehmen sie das Futter nicht mehr gut ab.
Das Füttern klappt noch, wenn das Futtergeschirr von den Bienen leicht erreichbar ist: Mit einer nahe an die Bienen herangerückte Futtertasche nehmen sie das Futter auch bei tiefen Temperaturen ab. Aber nach altehrwürdiger „Lehrmeinung“ sollte der Imker die Winterbienen nicht mit dem Umarbeiten des Winterfutters belasten. Ob dieses Argument wirklich stichhaltig ist, kann ich nicht überprüfen, aber mit meinem imkerlichen Gesamtblick auf den Zustand der Völker bezweifle ich das.
Winterbienen bekommen hochenergetische Nahrung
Welche Tätigkeiten im Leben einer Winterbiene sind anstrengend und lebenszeitverkürzend?
Man sollte zunächst meinen, dass die Brutpflege besonders anstrengend sei. Das ist aber nicht der Fall. Das Aufheizen des Brutnestes und die Sammelflüge sind die anstrengendsten Tätigkeiten im Volk. Bienen, die im Stock stark zuckerhaltiges Futter finden, müssen nicht ausfliegen, um die Beute nach Hause zu bringen. Im Gegenteil: Sie kommen mit einer hochenergetischen Nahrung in Kontakt, diese geht durch ihren Körper und gibt diesem einen Energieschub.
Weshalb sollte das Füttern der Winterbienen lebenszeitverkürzend sein?
Um die Leistungsfähigkeit unserer Bienenvölker zu erhalten und dem Schwarmtrieb entgegenzuwirken, werden die eineinhalbjährigen Königinnen im Herbst oder die fast zweijährigen im Frühjahr gegen junge Königinnen ausgetauscht. Die Alterszählung bei Königinnen war stets ein Streitpunkt. Ludwig Armbruster hat die Nomenklatur geprägt und eine Königin in ihrem Geburtsjahr als „nulljährig“ bezeichnet.
Königin im Herbst tauschen: So gelingt’s
„Einjährig“ ist eine Königin, wenn sie im Vorjahr geboren wurde und in diesem Jahr von Januar an als begattete Königin tätig ist. Das Tauschen der Königin zwischen August und Oktober ist möglich und gebräuchlich, da zu diesem Zeitpunkt junge Königinnen zur Verfügung stehen. Diese können aus den Begattungseinheiten entnommen werden, wo sie in den vergangenen Wochen zu reifen Königinnen heranwachsen konnten.
Bienen sind bekanntlich Lebewesen. Die einzelnen Organe der Bienen und der Königin müssen sich erst entwickeln, und so dauert es nach Adam etwa fünf bis sechs Wochen, bis die Eierstöcke der Königinnen ganz entwickelt ist. Wir können dieses Phänomen auch optisch wahrnehmen. Voll ausgewachsene, begattete Königinnen sind wesentlich dicker als junge, frisch begattete. Unbegattete sind noch einmal sehr viel kleiner. So herangereifte Königinnen kommen in einen Käfig mit Begleitbienen und weichem Futterteig ins Volk. Die alte Königin entnimmt man dem Volk.
Umweiseln ohne Wartezeit
Überwintert man Begattungseinheiten, dann kann die alte dort unterkommen. Dann muss man im Mai die Begattungseinheit nicht wieder neu mit Bienen befüllen, wenn die Zuchtsaison beginnt. Umgeweiselt wird in einem Arbeitsgang: Alte Königin raus, neue rein. Wir warten weder einige Stunden noch eine Woche. Die imkerliche Praxis, erst die Weisellosigkeit des Volkes abzuwarten, um die neue Königin einzuweiseln, ist nicht sinnvoll und fachlich nicht zu begründen.
Weshalb werden zugesetzte Königinnen abgestochen?
Zumeist nehmen Imker Königinnen aus den Begattungseinheiten oder kaufen welche vom Königinnenvermehrer, die nicht voll ausgewachsen sind. Königinnen mit nicht ausreichend entwickelten Eierstöcken werden vom Volk, in das die Königin eingeweiselt werden soll, nicht akzeptiert. Eine solche Königin legt ein bis zwei Wochen lang Eier, dann wird sie abgestochen und das Volk zieht sich eine neue Königin aus einem von ihr gelegten Ei.
Entweiselt man das Volk und wartet ab, bis im Volk keine Eier mehr sind, bricht die Nachschaffungszellen und weiselt dann die neue Königin ein, läuft der gleiche Mechanismus ab. Der einzige Unterschied ist, dass im Volk seit Tagen kein Königinnenpheromon mehr vorhanden ist, und das Volk mit dem geringen Pheromonausstoß der jungen Königin erst einmal zufrieden ist.
Ist die Königin in der Lage, sich schnell genug zu entwickeln, dann wird sie vom Volk akzeptiert. Aber auch mit dieser Zusetzmethode klappt es nicht zu hundert Prozent. Unreife Jungköniginnen setzt man am besten kleinen Einheiten zu, also einem Brutwabenableger oder einem Kunstschwarmableger mit weniger als einem Kilogramm Bienen, sodass die Königin gemeinsam mit dem Volk heranwachsen kann.
Bienen nehmen überwinterte Königin im Frühjahr immer an
Aus dem genannten Problem einer eventuellen Nichtannahme der umgeweiselten Königin ist ein Umweiseln im Frühjahr besser. Denn eine bereits überwinterte Königin wird im Frühjahr immer angenommen. Außerdem: Was tun, wenn die eingeweiselte Königin im Herbst abgestochen wird und wir keine Ersatzkönigin mehr parat haben? Allerdings muss ich dann die Begattungseinheiten erfolgreich überwintern, was einen zusätzlichen Aufwand bedeutet.
Eine im Frühjahr umgeweiselte Königin wird im umgeweiselten Jahr mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht schwärmen. Ihr Lebenszyklus befindet sich im Aufstreben und ihre Pheromonabgabe ist so stark, dass sie auch große Völker zusammenhalten kann. Im Herbst wird sie länger brüten und größere Völker einwintern.
Daher müssen wir, auch wenn es uns schwerfällt, Schwarmköniginnen austauschen, die bereits zweieinhalb Jahre alt sind. Auch wenn sie so schön gesund und stark in ihren Völkern aussehen. Denn ein Volk, dass in diesem Jahr schon einmal abgeschwärmt ist, wird im nächsten Frühjahr bei der erst besten Gelegenheit wieder abschwärmen. Es wird dann unentdeckt in einer Baumhöhle still umweiseln und sich der imkerlichen Produktion entziehen.
Winterbienen: Schon jetzt gegen die Varroamilbe behandeln
Der Erfolg und die Gesundheit der Bienenvölker hängen in großem Maße von der Qualität der Königinnen ab. Nachschaffungsköniginnen sind in jedem Fall nur Notköniginnen. Diese haben, vor allem wenn sie in ungünstigen Verhältnissen entstehen, weniger Ovarien und sind nicht leistungsfähig. Die Methode, ein neues Volk durch die Entnahme einer Brutwabe mit teilweise offener Brut, einer Futterwabe und Mittelwänden zu bilden, lehne ich ab. Sie bringt minderwertige Königinnen hervor, die sich im weiteren Verlauf schlecht entwickeln, kleinere Völker bilden und im folgenden Jahr abschwärmen, da die Königin das Volk nicht mit der notwendigen Menge an Pheromon versorgen kann.
Noch im Oktober sollte man die erste Winterbehandlung durchführen, um zu verhindern, dass zu viele Milben den Fettkörper der Bienen schädigen können.
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TOP-THEMEN im Dezember-Heft
1. Vielfalt in Kasachstan
Unberührte Natur und Artenvielfalt – davon gibt es in Kasachstan reichlich. Der Entomologe Christian Schmid-Egger begab sich auf Erkundungstour in das zentralasiatische Land und berichtet.
2. Stockluft-Therapie
Das Inhalieren von Bienenstockluft hat sich zu einer alternativen Therapieform entwickelt. Imker und Heilpraktiker arbeiten dabei oft eng zusammen. Die kassenärztliche Anerkennung fehlt hierzulande allerdings noch. Ein Bericht aus der Anwendungspraxis.
3. Honigverfälschungen
Seit Oktober machen Enthüllungen über verfälschte Supermarkt-Honige Schlagzeilen. In einer eigens dazu angesetzten Diskussionsrunde auf der eurobee blieben hinsichtlich der angewandten Methode jedoch einige Fragen offen. Eine Zusammenfassung.
4. Futterkranzprobe
Pia Aumeier erklärt, wie sie ihre Bienenstände vor einer Infektion mit Amerikanischer Faulbrut schützt, indem sie regelmäßig Futterkranzproben nimmt. Ein Fahrplan für das Ziehen der Futterkranzprobe.
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