August – Zeit für die Auffütterung

13. August 2016

Für die meisten Bienenvölker steht im August die Auffütterung an. Mit einigen wandere ich noch zur letzten Tracht der Saison in die Heide; die allermeisten Völker bleiben jedoch zurück auf den Bienenständen und werden auf die Saison im folgenden Jahr vorbereitet. Das erste Augenmerk liegt dabei auf der Gesundheit.

Bereits nach der Ernte des letzten Honigs im Juli habe ich die Bienenvölker mit Ameisensäure im Schwammtuch oder im Liebig-Dispenser behandelt. Als Nächstes sollen sie auch wohlgenährt ins kommende Jahr starten.

Wir füttern ausschließlich klassischen Kristallzucker, der allerdings aufgrund unserer Biozertifizierung aus ökologischem Anbau stammen muss. Biolandimker können sich an einem gemeinsamen Zuckereinkauf beteiligen. Ein Großimker hat die Sache in die Hand genommen. Er verhandelt mit den Zuckerhändlern und sorgt dafür, dass jeder Imker seine Bestellung per Lkw geliefert bekommt. Der Zucker wird in 25-kg-Säcken angeliefert.

Warum nur Kristallzucker?

Vielen Imkern ist das Auflösen des Zuckers zu mühsam, und sie sind froh, dass es Fertigsirup gibt. Auch ich dachte so, bis ich vor einigen Jahren schlechte Erfahrungen mit Sirup machte. Da ich mit steigenden Preisen rechnete, hatte ich mir die für zwei Jahre notwendige Menge auf Vorrat gekauft. Im ersten Jahr überwinterten die Bienen tadellos auf dem Fertigfutter.

Vor der Einfütterung im folgenden Jahr stellte ich fest, dass ein Teil des Futters schon in den Foliensäcken etwas kristallisiert war. Durch leichtes Erwärmen verwandelten sich die Kristalle wieder in Sirup zurück. Die Bienen nahmen das angewärmte Futter gern. Indes kristallisierte der Sirup erneut aus.

Ein großer Teil meiner Bienen wäre im Frühjahr verhungert, hätte ich ihnen nicht mit einer Notfütterung das Leben gerettet. Seither verwende ich ausschließlich Kristallzucker. Jedes Volk erhält davon rund 15 kg. Außerdem behalten die Bienen zwei Waben mit zusammen rund vier Kilogramm Honig.

Rühren mit dem Betonmischer

Zur Umwandlung in Zuckersirup habe ich viele verschiedene Methoden probiert. Ich löste Zucker portionsweise in Hobbocks mit einem großen Rührlöffel auf. Das war zu mühselig. Dann nutzte ich eine Regenwassertonne, in die ich Wasser und Zucker schüttete. Mit einer über Nacht laufenden Schmutzwasserpumpe wurde beides durchmischt. Leider war das trotz eines aufgelegten Deckels ein Wespen- und Bienengrab.

Inzwischen nutze ich eine neu gekaufte Betonmischmaschine. Ich fülle sie mit Wasser und dem Zucker. Dann drücke ich den An-Schalter. Nach fünf Minuten ist ein 25-kg-Sack aufgelöst. Mit der Kippvorrichtung wird das fertige Futter in Eimer gekippt und anschließend zu den Bienenständen gefahren.

Futterzargen nutze ich nicht. Durch meine Kontakte zur Gastronomie komme ich einfach an Eimer, in denen die Küchen mit Joghurt und anderen Milchprodukten beliefert werden. Ein leerer Eimer fasst 5,0 l oder Sirup aus 3,0 kg Zucker. Zwei dieser mit Stroh gefüllten Eimer passen in eine Leerzarge, die ich den zu fütternden Völkern aufsetze. Die Eimer stelle ich nicht direkt auf die Oberträger der Wabenrähmchen, sondern auf die Abdeckfolie, die ich an einer Ecke etwas umschlage. So bauen die Bienen den Eimer nicht an den Oberträgern fest und ziehen keinen Wildbau nach oben aus.

Damit die Bienen das Futter auch wirklich finden, verspritze ich etwas von der zuckrigen Lösung in der Leerzarge. So werden einige Bienen nach oben gelockt, die dann auch meist recht schnell entdecken, dass es aus den Eimern noch mehr zu holen gibt.

Marktpräsenz

Im August sind die meisten Berliner wieder aus den Sommerferien in den Alltag zurückgekehrt. Doch die Sehnsucht nach Feiern bleibt groß. Daher besuchen sie sehr gerne die nun zahlreich stattfindenden Straßenfeste. Dort ergeben sich bereits im Spätsommer zahlreiche Möglichkeiten, die frisch geernteten Imkereiprodukte unters Volk zu bringen. Inzwischen spielt der Marktverkauf keine große Rolle mehr für meinen Honigabsatz. Trotzdem ist er wichtig, denn ich bekomme ungefiltert mit, wie sich Trends und Geschmäcker entwickeln.

Inzwischen trage ich eine innere Landkarte Berlins in mir, wo sich der Verkauf von Honig lohnt und wo ein Marktstand verschwendete Zeit ist. Gut sind die betont bürgerlichen und kinderreichen Stadtbezirke.

Außerdem habe ich gelernt, Kunden anhand ihrer Kleidung, ihres Auftretens und der Namen, die sie ihren Kindern geben, zu unterscheiden. Gut für meinen Honigabsatz sind ältere Herren in beigen Blousons mit weiblicher Begleitung im Faltenrock, Damen mittleren Alters im Lagenlook mit Söhnen, die „Oskar“, und Töchtern, die „Pauline“ oder „Victoria“ gerufen werden, sowie elegante Herren, die in ihrer Freizeit Hemd und Barbourjacke tragen.

Ein normaler Markt muss unter durchschnittlichen Bedingungen (kein Regenwetter) 50 Euro Umsatz pro Stunde bringen, sonst lohnt er sich nicht. Von selbst verkauft sich freilich auch der beste Honig nicht. Am Stand muss immer etwas los sein. Wer wie ich nur sporadisch auf Märkten verkauft, kann sich hier von „Propagandisten“, die zum Beispiel Polituren oder Gemüsehobel unter die Leute bringen, viel abschauen.

Autor: Marc-Wilhelm Kohfink



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