So erweitert man die Bienenvölker im April

01. April 2019

Das warme Wetter im März hat vielerorts bereits zu einer starken Volksentwicklung geführt. Eine gute Volksentwicklung ist mit etwa 22.000 bis 25.000 Brutzellen Ende März gegeben. Das entspricht je nach Wabenmaß drei Waben im Dadant-, vier im Zander- oder fünf Waben im Deutsch-Normalmaß. Dabei rechnet man immer mit ganzen Waben, eine halb bebrütete Wabe wird entsprechend nur mit 0,5 berücksichtigt. Völker, die noch nicht so viel Brut haben, werden „eng“ gehalten.

Bienenvölker mit wenig Brut im April: Was ist „eng“?

Was bedeutet „enghalten“? Diesen Begriff verwende ich nur während der Auswinterungsphase, denn im angepassten Brutraum ist der Brutraum nicht „eng“, sondern an die Legeleistung der Königin angepasst. Daher stammt auch der Name dieser Betriebsweise. „Eng“ bedeutet also im Zusammenhang mit der Auswinterung, dass wir dem Bienenvolk nur so viele Brutwaben geben, wie es augenblicklich und in den kommenden sieben Tagen benötigt. „Eng“ bedeutet folglich, dass sich im Brutraum nur so viele Waben befinden, wie die Bienenmasse auch bei kalten Außentemperaturen komplett besetzen kann.

Da die Temperatur im Brutraum nun 35 °C betragen muss, sitzt das Volk auch bei kalten Temperaturen nicht mehr in der Traube. Es geht viel Energie nach oben und zur Seite ab. Die Begrenzung durch die Thermoschiede verhindert diesen Wärmeverlust. So geht weniger Lebensenergie der Bienen durch Heizen verloren, die Winterbienen leben länger.

Wann ist eine Wabe eine Brutwabe?

Hat ein Volk Brut auf vier Waben, dann ist die Frage: Wie viel Prozent der Waben sind bebrütet? Ist die Brut überwiegend verdeckelt oder offen? Sind die Brutzellen überwiegend verdeckelt, werden die Bienen in Kürze schlüpfen und den Brutraum füllen. Ist hingegen noch etwa ein Drittel der Brutzellen ungenutzt – durch Futterkränze oder auch bereits leergefressene Futterzellen -,muss man den Brutraum noch nicht erweitern. Die Königin wird und soll erst einmal die auf den Waben vorhandenen Leerzellen bebrüten.

Je nach Tagesmaximaltemperatur, Bienenmasse, Futtervorräten, Frischpollen- und Nektareintrag legen die Völker in den nächsten Tagen und Wochen ganzflächig Brut an. Dabei bebrüten sie vor dem Aufsetzen der Honigräume die Futterkränze aber noch nicht vollständig. Erst wenn der erste Honigraum aufgesetzt ist und dort der erste Honig eingelagert wird, bebrüten die Bienen auch die Stellen, an denen zuvor noch Futterkränze waren. Jene verlagern sich in den ersten Honigraum.

Platz geben – aber richtig!

Den Brutraum erweitert man, sobald mindestens 80 Prozent der Wabenflächen bebrütet sind, vorher nicht. Bei einem Kälterückschlag kann das Volk den eventuell zusätzlich gegebenen Raum ohnehin nicht nutzen. Er ist nutzlos.Die Produktion von Brut kostet das Volk enorm viel Energie. Setzt nun die erste Tracht ein, kann die Königin erstmals richtig aus dem Vollen schöpfen und konstant viel Brut erzeugen. Dies ist während des ganzen Frühjahrs wichtig, denn nur große Völker bringen Honig. Allerdings genügen 30.000 bis 35.000 Bienen für einen Vollertrag. Daher muss man die Entwicklung des Brutnestes immer auch im Hinblick auf die bereits vorhandene Bienenmenge beurteilen.

Wenn wir am 15. April den Beginn der Kirschblüte erwarten (dies ist nur eine Orientierungshilfe!), sollte die letzte Erweiterung im Brutraum spätestens am 10. April erfolgen. Die Bienen werden diese Wabe erobern, indem sie diese aufheizen und bebrüten. Ist sie vollständig bebrütet, fließt zwar immer noch Energie in die Wabe, aber die Baubienen sind „freigestellt“ und werden durch die Gabe des Honigraumes nach oben gelenkt.

Ist das Volk stark und herrscht beständig Läppertracht, kann man auch mit einer Mittelwand als letzte Wabe erweitern. Keinesfalls sollte man eine Mittelwand zu früh geben. Als Indikator für den richtigen Zeitpunkt können Sie auch eine Mittelwand hinter eines der beiden Schiede platzieren. Sobald sie ausgebaut wird, können Sie die Mittelwand in den Brutraum umhängen. Der Bautrupp sollte sich organisieren, bevor die Tracht einsetzt. Dann können die Waben und die eventuell später im Honigraum gegebenen Mittelwände rasch genug ausgebaut werden, um einsetzende Tracht aufzunehmen. Während der Tracht verändert man den Brutraum nicht mehr!

Drohnenwabe – ja oder nein?

Das Geben und Ausschneiden einer Drohnenwabe ist letzten Endes der Varroa zuzuschreiben. So kann man durch ein- oder mehrmaliges Entnehmen der Drohnenwabe Varroen aus dem Volk entfernen. Dies kann hilfreich sein, wenn die Varroabelastung im Frühjahr zu hoch ist.

Ich mache das aber seit einigen Jahren nicht mehr. Ein Volk besteht im Naturzustand zu 18 Prozent aus Drohnen. Gebe ich eine ganze Dadantwabe (gedrahtet, ohne Anfangsstreifen), kann das Volk in etwa so viele Drohnen aufzuziehen, wie es der Natur entspricht. Ich muss sie dann natürlich auch schlüpfen lassen. Geben wir keine Drohnenwaben, baut das Volk an verschiedenen Stellen Drohnenzellen. Dies ist auch nicht schädlich. Angesichts der Tatsache, dass wir durch eine ständige Entnahme der Drohnenzellen gegen die natürliche Entwicklung des Biens arbeiten, verzichte ich auch ohne genauere wissenschaftliche Erkenntnisse auf die Drohnenbrutentnahme.

Wichtig: Bee space einhalten

Das Absperrgitter sollte nicht direkt auf den Oberträgern liegen. Zwischen den Oberträgern und dem Absperrgitter muss ebenfalls der Bee space von etwa sieben Millimetern eingehalten werden. Andernfalls entwickelt sich das Absperrgitter zu einem Trenngitter. Gibt man dann auch noch Mittelwände, hat das Volk keine Motivation, sich durch das Absperrgitter hindurchzuzwängen. Daher geben wir im ersten und zweiten Honigraum immer Waben. Diese nehmen die Bienen im Honigraum gerne an.

Autor: Jürgen Binder

Lesen Sie hier, was Sie in der aktuellen Ausgabe des Bienenjournal-Hefts erwartet:

» Inhaltsverzeichnis der aktuellen Ausgabe

TOP-THEMEN im Dezember-Heft

1. Vielfalt in Kasachstan

Unberührte Natur und Artenvielfalt – davon gibt es in Kasachstan reichlich. Der Entomologe Christian Schmid-Egger begab sich auf Erkundungstour in das zentralasiatische Land und berichtet.

2. Stockluft-Therapie

Das Inhalieren von Bienenstockluft hat sich zu einer alternativen Therapieform entwickelt. Imker und Heilpraktiker arbeiten dabei oft eng zusammen. Die kassenärztliche Anerkennung fehlt hierzulande allerdings noch. Ein Bericht aus der Anwendungspraxis.

3. Honigverfälschungen

Seit Oktober machen Enthüllungen über verfälschte Supermarkt-Honige Schlagzeilen. In einer eigens dazu angesetzten Diskussionsrunde auf der eurobee blieben hinsichtlich der angewandten Methode jedoch einige Fragen offen. Eine Zusammenfassung.

4. Futterkranzprobe

Pia Aumeier erklärt, wie sie ihre Bienenstände vor einer Infektion mit Amerikanischer Faulbrut schützt, indem sie regelmäßig Futterkranzproben nimmt. Ein Fahrplan für das Ziehen der Futterkranzprobe.

Neugierig geworden? Hier einen Blick ins Heft werfen


Themen: