Auffüttern im Juli: Obwohl die Natur jetzt noch ein Blütenangebot bereithält, gibt es für die Bienen nicht mehr viel zu holen – meine Stockwaage zeigt am Abend meist schon Minuswerte an. Das Bienenjahr neigt sich dem Ende. Die Völker beginnen zu schrumpfen, Altvölker mehr als Jungvölker. Wer keine Spättracht nutzt, sollte Ende Juli abgeschleudert haben.
Gleich anschließend beginne ich das Auffüttern. Ich möchte die im August und September schlüpfenden Bienen nicht mit der Zubereitung des Winterfutters belasten, denn durch diese Tätigkeit würden sie physiologisch zu kurzlebigen Sommerbienen. Winterbienen sind zwar im kommenden Frühjahr zeitlich gesehen älter als Sommerbienen, sie sind aber physiologisch jung, weil noch unverbraucht.
Die letzte Honigernte im Jahr
Als einen Höhepunkt der Öffentlichkeitsarbeit begehen Imker Anfang Juli vielerorts den Tag der Imkerei. Die Vereine versuchen damit, die Biene und ihre Produkte der Bevölkerung näherzubringen. Auf diese Weise lässt sich nicht nur der Honigabsatz fördern, sondern es finden sich auch Interessenten für einen Einstieg in die Imkerei.
In meinem Trachtgebiet steht Ende Juli die zweite Honigernte an. Ich entnehme am frühen Morgen die Honigräume der Standvölker. Da ich mit Bienenfluchten arbeite, sind die Honigräume ohne Brut jetzt bienenfrei. Die Bienen benehmen sich um diese Zeit wie Wachhunde, sie „riechen“ jeden Eingriff und sind sofort zur Stelle, wenn es etwas zu holen gibt.
Die Bienenfluchten habe ich einen Tag vor der geplanten Ernte zwischen Brut- und Honigraum eingelegt. Räuberei kommt bei dieser Vorgehensweise nicht auf. Die vollen Honigzargen wiege ich, wie bei der ersten Schleuderung, und ordne das Honigergebnis dem jeweiligen Volk zu. Die leer geschleuderten Honigzargen verbleiben vorerst im Keller. Am Abend bekommt jedes Volk eine Zarge seiner leeren Honigräume zurück. Ich füttere dann sofort mit flüssigem Invertzucker auf.
Varroa kontrollieren und reduzieren
Eine der wichtigsten Arbeiten nach dem Abschleudern ist die Kontrolle auf Varroen und deren Bekämpfung. Unternimmt der Imker nichts, verdoppelt sich monatlich die Milbenzahl. Zur Bestimmung des Milbenfalls verwende ich eine großflächige Gittereinlage. Nach einer dreitägigen Einlegezeit erhalte ich eine Übersicht über den natürlichen Varroafall. Ende Juli sollten nicht mehr als fünf Milben pro Tag fallen.
Da ich seit dem Frühjahr regelmäßig Drohnenrahmen entnommen habe und alle Bienenvölker im Mai/Juni eine Brutpause hatten, wird bei meinen Völkern dieser Wert selten überschritten. Sollten es aber einmal mehr als zehn Milben pro Tag und Volk sein, muss ich dieses Volk schnellstens behandeln.
Wer keine Möglichkeit hat, den natürlichen Milbenfall durch den offenen Gitterboden abzuschätzen, kann mittels einer Bienenprobe aus dem Honigraum eine weitere sichere Befallsdiagnose stellen. Man friert eine kleine entnommene Bienenmenge ein, wiegt mithilfe einer Briefwaage davon 30 Gramm Bienen ab und weicht diese nun 30 Minuten in Seifenwasser ein. Anschließend werden die Bienen mit einem Wasserstrahl über einem Honigdoppelsieb ausgewaschen. Enthielt die Bienenprobe mehr als 0,2 Milben je Gramm Bienen, ist eine Varroabekämpfung dringend.
Ameisensäure ist das Mittel meiner Wahl
Ich verwende zur Varroabekämpfung Ameisensäure und verdunste sie nach der Schwammtuchmethode. Da es gerade bei der Ameisensäurebehandlung sehr viele Rezepte gibt, sollte man sich für eine Form der Anwendung entscheiden, mit der man selber im eigenen Beutensystem am besten zurechtkommt. Wer noch nie mit Ameisensäure gearbeitet hat, sollte die Möglichkeit nutzen, ihre Handhabung in der Praxis bei Imkerkollegen oder in Kursen zu erlernen. Meiner Meinung nach hat jede Form der Ameisensäurebehandlung Vor- und Nachteile.
Die Anwendung mit dem Schwammtuch zählt zu den Kurzzeitbehandlungsmethoden. Die Bekämpfung erfolgt je nach Varroabefall mehrmals. Dabei achte ich darauf, dass in den Völkern offenes Futter vorhanden ist. Außerdem sollte die Temperatur mindestens 15 °C betragen. Bei Tagestemperaturen über 25 °C lege ich die Schwammtücher erst abends in die Völker. Bei meinen elf Normalmaßwaben pro Zarge tränke ich das Tuch pro Wabe mit zwei Millilitern vorgekühlter 60-prozentiger Ameisensäure. Einzargenvölker erhalten also 22 Milliliter, Zweizargenvölker 44 Milliliter Säure. Beim Zandermaß sind pro Wabe drei Milliliter Säure nötig.Das Schwammtuch kann von oben, aber auch von unten eingesetzt werden. Ich wende die Oberbehandlung an. Vor dem Einbringen der Schwammtücher treibe ich die Bienen mit Rauch zurück. Vorhandene Wachsbrücken entferne ich von den Oberträgern.
Das Schwammtuch lege ich nun auf die Rähmchenoberträger auf. Darauf kommt eine PE-Folie. Nach ein bis zwei Tagen entnehme ich das Schwammtuch und kontrolliere den Varroafall sowie die Verdunstung. In Völkern, in denen mehr als 100 Milben fallen, wiederhole ich den Vorgang. Sollte man in einem sehr bienenreichen Gebiet wohnen, kann es durch Reinvasion zu einem erneuten starken Varroabefall kommen.
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