Oktober – Verkauf und Verarbeitung

07. Oktober 2014

Urlaub können Ulla und ich bei unserer Bienen- und Gartenwirtschaft erst für den Oktober langfristig planen. Im Sommer reicht es nur für ein paar Tage, kurzfristig und mit dem Wohnwagen.

Der Wintersitz wurde schon im August ohne Drohnenwabe erstellt. Bei der letzten Durchsicht entnehme ich das Schied und die hinterste Wabe. Diese Mittelwand wurde nur teilweise ausgebaut und ist jetzt leer, denn Volk und Wintervorrat haben auf zehn Waben Platz. Die Mittelwände wurden beim Einfüttern genau so weit ausgebaut, wie Platz gebraucht wurde. Den Wintervorrat kontrolliere ich, indem ich nachschaue, ob die Waben 8 und 9 bis fast nach unten ausgebaut, gefüllt und weitgehend verdeckelt sind. Bei Bedarf gibt es noch einen Futternachschlag.

Spättrachten fürchte ich nicht. Auch wenn im Oktober viel Ölrettich blüht, fliegen nur noch die alten Tanten. Der Bien lässt sich nicht mehr aus der Ruhe bringen.

Die Vermarktung des Honigs ist Ullas Bereich. Eine klassische Arbeitsteilung! Sie stand schon als Kind im elterlichen Bäckerladen.

Im Honigraum verwende ich nur unbebrütete Waben, die nach der Abkratzerei im Winter im Volk blitzblank geputzt und neu ausgebaut wurden. Bebrütete Waben haben dort nichts zu suchen, auch wenn diese Unsitte manchmal noch empfohlen wird. Nur Heidehonig muss aus bebrüteten Waben geerntet werden, denn der Bien füllt nun mal die nicht mehr benötigten Brutzellen im September mit seinem Futter. Der Heidehonig wird dadurch nicht besser.

Die Honigernte erfolgt bei uns standweise. So können wir auf jedem Etikett den genauen Herkunftsort bezeichnen. Manche Kunden verlangen daraufhin den Honig genau aus ihrem Dorf.

Der Wassergehalt ist, wie er ist. Auch bei anderen Imkern findet sich manchmal Honig mit 20 % unterm Deckel. Mancher baut dann einen Zargenturm und behandelt mit dem Luftentfeuchter. Tut das dem Honig gut? Wir verkaufen den Honig mit dem höchsten Wassergehalt zuerst. Was über 19 % hat, kommt ins Winterfutter. Den allzu nassen Honig aus unverdeckelten Randwaben hatte ich schon beim Abschleudern fürs Winterfutter reserviert. 

Erwärmt wird unser Honig nie. Da wir direkt in Gläser abfüllen, entfällt auch die Erwärmung des Honigs zum Abfüllen aus Großgebinden samt der damit verbundenen Matscherei im Winterhalbjahr. Namentlich im Ausland wird Honig manchmal so stark erwärmt, dass er flüssig wird und bleibt. Der ist dann entwertet.  

Blütenbildung geschieht auf den Gläsern nur, wenn der Honig nach der Ernte direkt in Gläser abgefüllt wurde. Sie ist ein Qualitätsmerkmal, kein Fehler!

Die Etiketten drucken wir selbst auf nassklebendem Etikettenpapier DIN-A4, gelb. Leider ist dies kaum noch zu beschaffen! Mit einem einfachen Druckbild ohne Farbe und Hochglanz fallen unsere Etiketten auf neben all den bunt glänzenden Etiketten im Supermarktregal. Mit dem Twist-off-Glas, Deckel „Biene“ ist das ein runder Marktauftritt.

Das Twist-off-Glas schließt luftdicht. Das brauchen wir zwingend, weil wir den Honig nach Schleudern, Sieben und Rühren direkt in Gläser füllen.

Das Mindesthaltbarkeitsdatum setzen wir auf höchstens ein Jahr ab Lager fest, beim empfindlichen Heidehonig auf sechs Monate. Das erscheint uns sicherer als die üblichen zwei Jahre, denn auf die Lagerbedingungen beim Kunden haben wir keinen Einfluss. Bei Temperaturen über 20 °C schützt kein Glas den Honig vor Qualitätsverlust.

Der Honigverkauf läuft bei uns größtenteils über Läden in Bleckede. Der Inhaber erhält knapp ein Drittel des Endpreises für seine Arbeit. Einiges läuft auch an der Haustür.

Ein Marktstand hat sich für uns nicht bewährt – zu viel Aufwand, zu wenig Umsatz mit dem Ein-Produkt-Stand in der Kleinstadt. Ein Stand lohnt nur auf einem größeren Wochenmarkt, etwa in Lüneburg, und auch da nicht für mehrere Imker.

Werbung für unseren Honig machen wir schon lange nicht mehr. Das tut die Qualität, und die bewerten unsere Kunden vor allem über den Geschmack.

Der Honigpreis wird von uns marktüblich gesetzt. Mit dauernder Preiskonstanz rutschten wir einmal von premium zu billig durch. Jetzt liegen wir preislich im Mittelfeld. In der Kleinstadt sind viele Kunden preissensibel.

Das Pfandsystem für die Gläser hat sich von Anfang an gut eingeführt.So müssen wir nicht auch noch den Glaspreis von unserem Erlös abziehen.

Eine Biozertifizierung braucht unsere Nebenerwerbsimkerei nicht. Diese frühe Entscheidung haben wir noch nie bereut. Bio kostet viel Geld und Aufwand. Das lohnt nur für einen Haupterwerbsbetrieb, der im Speckgürtel einer Großstadt mit Biosiegel deutlich höhere Erlöse realisiert als ohne.



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