April – Die erste Durchsicht und das Bienensterben

22. April 2014

Bei Flugwetter können die Völker jetzt aus dem Vollen schöpfen. Zahllose Frühblüher bieten beste Tracht. Ist aber lange kein Flugwetter, dann gebe ich zwei Liter Zuckerwasser eins zu eins, im Ballon direkt über dem Bienensitz. Ein gehäufter Teelöffel Meersalz auf zehn Liter Wasser liefert Mineralien. Im April wird unglaublich viel Futter verbrütet!

Die erste Durchsicht geht schnell an den ersten Flugtagen des Jahres. Ich rücke nur die Waben nach hinten auseinander und kontrolliere
Volksstärke, Futtervorrat und Brutzustand.
 
Schwache Völker kann man Anfang April auf sehr starke aufsetzen, mit Absperrgitter dazwischen. So wird das starke kaum geschwächt, aber das schwache holt mächtig auf.
 
Der Tiefpunkt der Volksentwicklung liegt, wenn es ab Ende März regelmäßig Flugtage gab, um den 15. bis 20. April. Dann pflegt eine bescheidene Bienenmasse unglaublich viel Brut.
 
Der Honigraum wird aufgesetzt, sobald der Tiefpunkt der Volksentwicklung durchschritten ist. Dann gehen die Völker auf wie Hefeteig, und alle Wärme- und Pflegeprobleme sind gelöst. Die Randwaben werden besetzt, und mit der Drohnenpflege beginnt die Vermehrungszeit. Wer jetzt zu spät kommt, den bestraft das Leben!
 
Den Baurahmen hänge ich im April hinten an den Rand des Wabenbestandes. Meine Baurahmen sind horizontal durch eine Leiste geteilt, sodass die beiden Teile des Drohnenbaus unterschiedlich gehandhabt werden können und beim Schräghalten nicht so leicht herausbrechen. Im Dadant-System reicht ein Baurahmen pro Volk. Er ist bei mir mit 30 mm so breit wie die Drohnenbrut. So kann ich ihn von oben direkt erkennen, und auf den Nachbarwaben brüten die Bienen normal, weil der Gassenabstand stimmt.
 
Ein Schied sitzt in meinen Beuten immer zwischen der hintersten Wabe und der Beutenwand. Es wird nie verbaut und bei jeder Durchsicht zuerst gezogen. Danach kann ich jede Wabe nach hinten abrücken, bevor ich sie ziehe. So rollt niemals ein Brei aus Wachs, Honig und Bienen die Waben hinauf. Ursprünglich war das bei meinen alten Kästen eine Verlegenheitslösung – jetzt mag ich das Schied nicht mehr missen.
 
Bienen als Bestäuber sind allgemein bekannt und hochgelobt. In der Volkswirtschaftslehre ist die bestäubende Biene das klassische Beispiel für einen positiven externen Effekt. Für negative externe Effekte einer Produktion, etwa durch Abwässer oder Abgase, gibt es massenhaft Beispiele. Aber wie groß ist die Bestäubungsleistung der Biene wirklich? Bestäubungsprämien sind in Deutschland jedenfalls nicht allzu dicht gesät.
 
Bienen als Indikator werden viel zu wenig erwähnt. Sie zeigen, wie es den Insekten in der Umwelt geht. Wo der Bien auch mit imkerlicher Hilfe große Probleme hat, da ist für andere Insekten das Überleben sehr gefährdet. Welche Lobby haben Hummeln, Schwebfliegen oder
Solitärbienen?
 
Bienenverluste bewirken alljährlich im April eine große Nachfrage nach Völkern.
 
Das Bienensterben geht immer wieder durch die Medien, wenn schwer erklärliche Verluste auftreten. Die Medien bevorzugen negative Sensationen. Aber noch immer haben die meisten Völker überlebt, dank der Zähigkeit der Bienen und der Imker.
 
Pflanzenschutzmittel verwendet die konventionelle Landwirtschaft vom Frühjahr an: Fungizide, um Pilze zu töten. Herbizide, um Pflanzen zu töten. Insektizide, um Insekten zu töten. Großflächige und weltweite Anwendung dieser Mittel bedeutet: Es geht um ein Multimilliardengeschäft, an dem Abertausende Arbeitsplätze hängen. Jede Krise der deutschen Chemieindustrie hätte fatale wirtschaftliche Folgen für unser Land. Dagegen zählen die paar Berufsimker kaum! Den gefährlichsten Neonicotinoiden wurde in der EU für zwei Jahre die Zulassung entzogen. Die deutsche Zustimmung dazu ist angesichts der ökonomischen Gewichtsverhältnisse ein kleines Wunder.
 
Imkerliche Interessenvertreter betonen unterschiedliche, ja gegensätzliche Positionen zu Pflanzenschutzmitteln. Auf der einen Seite wird behauptet, diese Mittel seien für die Landwirtschaft unverzichtbar und sie unterlägen so aufwendigen Kontrollen und Zulassungsprüfungen, dass sie bei sachgemäßer Anwendung ungefährlich und bienenverträglich seien. Auf der anderen Seite heißt es, die Zulassungsverfahren seien unzureichend, das Deutsche Bienen-Monitoring sei bloße Auftragsforschung, man schiebe der Varroa alle Schuld in die Schuhe und fasse die Pflanzenschutzmittel mit spitzen Fingern an.

Das Problem ist ein Komplex, der keine eindeutige Schuldzuweisung ermöglicht. Sicher ist: Die konventionelle Landwirtschaft lässt außer Raps fast nichts mehr blühen. Diverse Pflanzenschutzmittel in subletalen Konzentrationen finden sich allenthalben in den Völkern. Weitere Belastungen kommen hinzu. Am Ende fällt die Varroa auf – aber sie ist nur noch Totengräber bei vielfach vorgeschädigten Völkern.



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