Wie viele Varroa-Milben sind in den Bienenvölkern? Es ist an der Zeit, den Befall zu kontrollieren und zu entscheiden, ob eine späte Tracht genutzt werden soll.
Innerhalb von drei Wochen verdoppelt sich die Anzahl der Varroa-Milben im Bienenvolk. Das kann jetzt ab Juli von entscheidender Bedeutung sein, denn die bald schlüpfenden Winterbienen sollten so wenig wie möglich mit Milben belastet sein.
Vor der Entscheidung, ob noch weiterhin Honig geerntet werden soll oder ob es schon jetzt an der Zeit ist, die Bienenvölker gegen die Varroa-Milben zu behandeln, sollte der Befall kontrolliert werden. Dazu kann man unterschiedliche Methoden nutzen.
Gemülldiagnose: Vorsicht Ameisen
Klassischerweise nutzt man dazu eine Gemülldiagnose, also das Auszählen der Milben auf einem Schied bzw. Bodenschiebers, das unter das Brutnest in den Boden der Beute geschoben wird. Fallen darauf mehr als vier braune Milben pro Tag, sollte zeitnah eine Behandlung erfolgen, rät Jens Radtke vom Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen Neuendorf. Braune Milben sind adulte Milben, die sich von den frisch geschlüpften, sehr hellen, fast transparenten Milben in Farbe und Größe unterscheiden.
Bei der Gemülldisgnose hat man allerdings immer das Risiko, keine genauen Werte zu erhalten, da Ameisen die Milben von den Schieds wegtragen und fressen oder der Wind diese herunterwehen kann, wenn man das Schied zur Kontrolle aus der Beute nimmt. Damit die Ameisen sich nicht an die Futterquelle unter dem Bienenstock gewöhnen, sollte man das Schied nach zwei bis drei Tagen wieder herausnehmen und den Befall ablesen, schreibt Radtke dazu im aktuellen Infobrief der Bieneninstitute.
Varroa Milben zählen – Bienen baden im Puderzucker
Eine weitere, sehr genaue, aber aufwendigere Variante der Befallskontrolle ist die Untersuchung einer Bienenprobe. Die Bienenprobe entnimmt man von einer Honigwabe, da hier mit ziemlicher Sicherheit die Königin nicht anzutreffen ist. Man benötigt etwa 500 Bienen. Diese passen in einen 125ml-Urinbecher aus der Apotheke, gibt Radtke als Tipp. Neben diesem benötigt man für die Kontrolle einen Varroa-Schüttelbecher aus dem Imkerei-Bedarfshandel.
In diesen Schüttelbecher gibt man die 500 Bienen, wenn man die sogenannte Puderzuckermethode nutzt. Die Bienen dürfen dabei nun in Puderzucker baden. Dazu nimmt man fünf leicht gehäufte Esslöffel Puderzucker und gibt diese durch das Sieb des Schüttelbechers hinein. Damit nichts klumpt, sollten Material und die Umgebung möglichst trocken sein. Dann wird geschüttelt – allerdings so, dass die Seite des Bechers mit dem Sieb nach oben zeigt.
Wenn sich der Puderzucker gut über den Bienen verteilt hat, wartet man noch einige Minuten ab und schüttelt dann den Becher mit der offenen Seite nach unten auf einer Unterlage ab, auf der man die Milben gut auszählen kann. Jens Radtke nutzt hierbei den unteren Teil eines Doppelsiebs. Die Bienen aus dem Becher können dann wieder ins Volk gegeben werden.
Varroa Milben zählen – Bienen unterm Wasserhahn
Anders sieht es aus, wenn man die Probe mittels Auswaschen auswerten möchte. Dazu müssen die Bienen abgetötet werden. Das geht am schnellsten und für die Bienen „schmerzfreiesten“ im Gefrierfach. Nach dem Probennehmen friert man die Becher mit den Bienen direkt ein. Zum Auswaschen werden die Bienen dann in ein größeres Glas gegeben. Dieses Glas wird dann zu zwei Dritteln mit Wasser gefüllt; zusätzlich kommen einigen Tropfen Spülmittel dazu.
Nach einem kurzen Schütteln, lässt man das Ganze etwa eine Stunde stehen und schüttelt das ganze dann nochmals durch, bevor man alles in ein Sieb zum Auszählen gibt. Vor dem Zählen müssen die Bienen unter fließendem Wasser – am besten ein harter Wasserstrahl – abgespült werden. Dann wird alles ausgekippt und die Bienen und die Milben werden mit einem Pinsel oder anderen spitzen Gegenstand voneinander getrennt. Am besten gelingt das Auszählen laut Radtke auf einem Seihtuch.
Wichtig ist nun die Auswertung des Auszählens: Findet man jetzt im Juli mehr als eine Milbe pro 100 Bienen sind jetzt schon effektive Maßnahmen zur Varroa-Bekämpfung erforderlich.
Auch bei den Verlagsbienen haben wir vor kurzem den Milbenbefall kontrolliert. Mehr darüber lesen Sie im Verlagsbienenblog.
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