Schutz vor winterlichen Feinden der Biene

05. Dezember 2017

Im Herbst suchen viele Tiere nach Unterschlüpfen für den Winter und nach Nahrung. Einige finden dabei Bienenstöcke sehr attraktiv. So schützen Imker ihre Beuten vor Vögeln, Mardern, Waschbären und Mäusen.

In einigen Gegenden Deutschlands haben sich Waschbären stark ausgebreitet und so hört man in Imkerkreisen auch immer wieder Berichte über ungebetene Waschbärenbesuche an den Beuten. Wer Glück hat, findet nur die Abdrücke der Pfoten. Dann war die Beute wahrscheinlich sehr stabil gebaut und der Deckel gut befestigt. Waschbären können erhebliche Schäden anrichten, an denen Bienenvölker im Winter eingehen.

„Das sind ähnlich wie Marder wirklich intelligente Tiere, die die Deckel der Beuten problemlos abheben, wegziehen oder durchnagen, wenn diese nicht ausreichend befestigt sind“, berichtet Erhard Härtl, Fachberater für Bienenzucht in Niederbayern, Institut für Bienenkunde und Imkerei an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim.

Wenn man in Gegenden imkert, in denen Waschbären und Marder viel vorkommen, sollte man seiner Meinung nach besser die Deckel mit Gurten festbinden oder mit einem Gewicht beschweren. Es sollten feste Deckel verwendet werden, Holz-Weichfaserplatten stellen für Waschbären und Marder kein Problem dar. Vermutlich könne gegen die Waschbären auch ein fest verschlossenes Bienenhaus helfen. Wenn alle Abwehr- und Vorsorge-Maßnahmen nichts nützen, hilft manchmal nur ein Standortwechsel.

Typische winterliche Feinde: Vögel am Bienenstand

Am ehesten trifft man seiner Meinung nach Vögel am Bienenstand an, die versuchen direkt am Flugloch Bienen abzufangen, die – weil sie möglicherweise erkrankt sind – einen Ausflug in die kühle Luft wagen oder die geschwächt auf dem Anflugbrett sitzen. „Ein starkes Bienenvolk kann einen kleinen Verlust aber gut verkraften. Nur kranke oder geschwächte Bienenvölker können dadurch wirklich geschädigt werden“, sagt Härtl. Ein erhöhter Totenfall vor den Beuten, krabbelnde kranke Bienen vor dem Stand und wenn immer wieder Bienen ausfliegen, obwohl es kalt ist, lockt Tiere und Vögel an, die die Bienen gerne als Winternahrung haben. Und wenn diese dann auch noch mitbekommen, dass es an einem Standort immer wieder etwas zu holen gibt, kommen sie auch immer wieder. Vom Bienenstand entfernte Ablenkungsfütterungen mit Vogelfutter in Vogelhäuschen können hier vielleicht helfen, wenn früh genug damit begonnen wird.

Etwas anders sieht es aus, wenn Spechte die Beuten als Futterquellen entdeckt haben. Sie schaffen es mit ihren spitzen Schnäbeln große Löcher in die Beuten – egal ob aus Kunststoff oder aus Holz – zu klopfen und bedienen sich dann gerne an den herauskrabbelnden Bienen. „Das Klopfen der Spechte lockt nicht nur Bienen heraus, sondern schreckt auch das ganze Volk auf und die Bienen verbrauchen mehr Futter“, sagt der Fachberater.

Zum Schutz vor Spechten und anderen Vögeln wie Meisen rät er zu grobmaschigen Kunststoffnetzen, die man um die Beuten bzw. an der Flugfront in etwas Abstand anbringen sollte. Mitunter würden dazu auch Gepäck-Netze für die Ladungssicherung bei Pkw- Anhängern verwendet. Wichtig sei dabei, dass man die Netze so spannt, dass sie bis zum Boden reichen. „So kann kein Vogel darunter durch schlüpfen und sich darin verfangen.“ Erfahrene Imker raten auch dazu am Bienenstand im Wind klappernde Teile sowie schlagende Äste zu entfernen, denn auch diese können die Winterruhe stören.

Schutz vor Mäusen in den Beuten

Neben den Vögeln sind es auch Mäuse, die sich im Herbst und Winter gerne an einem Bienenstand aufhalten bzw. die Bienenvölker als Nahrungsquelle und/oder als Behausung nutzen wollen. Während die kleineren Spitzmäuse vor allem in milden Wintern sehr lange aktiv sind und sich in den Beuten immer wieder Bienen aus der Wintertraube als Futter holen – wenn sie einmal ein Loch entdeckt haben, durch das sie hindurch kommen – können die größeren Feldmäuse zu Dauergästen werden, die in den Beuten überwintern. Diese suchen schon ab dem frühen Herbst nach Überwinterungsplätzen. Gerne nisten sie sich Feldmäuse im unbenutzten Wabenbezirk – also am Rande der Wintertraube – ein. Dort stören sie die Bienen in der Winterruhe. Unruhe, vermehrte Futteraufnahme und Ruhr im betroffenen Bienenvolk und eine massive Verschmutzung von Beute und Waben können die Folge sein.

Das kann der Imker durch rechtzeitiges Anbringen von Fluglochkeilen mit etwa sechs Millimeter Höhe der Öffnung oder durch Anbringen eines punktgeschweißten Drahtgitters mit einer Maschenweite von ebenfalls sechs Millimetern vor das Flugloch verhindern und diese ungebetenen Gäste in der kalten Jahreszeit aussperren. Besser als ein Gitter findet Fachberater Härtl einen flachen Flugloch-Keil, der das weite Flugloch nur in der Höhe so weit einengt, dass nur noch Bienen hindurchpassen und vor allem die kleinen Spitzmäuse ausgesperrt bleiben. Damit könne auch besser verhindert werden, dass das Flugloch durch den Austrag von toten Bienen an Flugtagen vor allem beim Reinigungsflug verstopft wird.

Am besten sind Bienenvölker am Stand vor Feinden geschützt, wenn sie stark und gesund sind und wenn der Imker vorsorglich oder spätestens bei ersten Anzeichen von Feinden ohne zu zögern die richtigen Gegenmaßnahmen ergreift. Wiederholte Kontrollen im Winter am Flugloch und am Bienenstand können aufmerksame Imker bei Außenständen auch mit schönen Winterwanderungen verbinden.



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