Propolis vom Imker: Was Imker dürfen und was nicht

05. Oktober 2016

Mit dem Imkerboom und einem steigenden Interesse an alternativen Heilmethoden nimmt auch die Nachfrage nach Propolis zu. Das Bienenkittharz erlebt eine Renaissance. Viele Imker verkaufen es roh oder als Tinktur. Was dabei rechtlich zu beachten ist und was Propolis so besonders macht, erklärt Arno Bruder vom Deutschen Apitherapie Bund.

1. Propolis ist gefragt und viele Imker bieten es ihren Kunden an. Immer wieder heißt es, dass man das eigentlich nicht darf bzw. dabei einiges beachten muss. Was genau kann dabei zum Problem werden?

Bruder: Viele Imker ernten Propolis und verarbeiten diese dann zu Tinkturen, Cremes und Salben und verkaufen diese Produkte meist mit gesundheitsbezogenen Aussagen an ihre Kundschaft. Wenn die Imker aber beim Verkauf von Propolis gesundheitsbezogene Aussagen zu den Tinkturen, Cremes und Salben machen, wird ein Propolisprodukt automatisch zu einem Arzneimittel. Dann gilt das Arzneimittelrecht. Zur Herstellung von Arzneimitteln bedarf es aber einer Erlaubnis nach § 13 Abs. 1 AMG. Für das Inverkehrbringen bedarf es der Zulassung nach § 21 Abs. 1 AMG. Hier haben Imker keine Chance.

2. Unter welche Voraussetzungen darf man Roh-Propolis verkaufen und was gilt bei der Weiterverarbeitung – zum Beispiel als Tinktur?

Bruder: Imker können jederzeit, die geerntete Roh-Propolis – sie sollte natürlich sauber und ohne Rückstände sein – an Dritte weiterverkaufen. Meist nehmen einschlägige Händler oder Apotheker diese Ware ab. Bei der Weiterverarbeitung zum Beispiel als Tinktur ist darauf zu achten, dass man nicht zu hochprozentigem Alkohol greift. Noch immer ist in der Imkerschaft die vorherrschende Meinung zur Herstellung von Propolistinkturen 90-prozentigen Alkohol verwenden zu müssen vorhanden. Dies ist schlichtweg falsch! Zur Herstellung von Propolistinkturen wird aus pharmakologischer und api-therapeutischer Sicht die Verwendung von 70-prozentigem Alkohol empfohlen. Grund dafür ist, dass bei höher prozentigem Alkohol Stoffe der Propolis entzogen werden die für den menschlichen Organismus eher schädlich sind.

3. Was passiert, wenn jemand auf das Propolis allergisch reagiert – muss dann der Imker für mögliche Folgen haften?

Bruder: Allergische Reaktionen auf Propolis kann es immer geben – dies ist nicht auszuschließen. Deshalb ist es immer anzuraten Leuten die Propolisprodukte kaufen und zu sich nehmen, entsprechend aufzuklären und auf die allergene Wirkung von Propolis hinzuweisen.

4. Was macht Propolis so gefragt? Hat sich das geändert, seitdem die Imkerei so einen Aufschwung erlebt und damit auch die Bienen und deren Produkte stärker im Fokus der Öffentlichkeit stehen?

Bruder: Propolis erlebt in der Tat eine Renaissance. Dieses einzigartige Naturprodukt, mit dem sich die Bienen gegen Viren, Bakterien und Pilze seit Millionen von Jahren schützen, ist in vielerlei Munde. Dies hat mehrere Ursachen. Zum einen hat es sicherlich mit dem Hype der Imkerei zu tun – da werden auch die Bienenprodukte und deren Wirkung in der Öffentlichkeit angesprochen. Wir haben es aber auch mit der Tatsache zu tun, dass viele Leute nach Alternativen zur Schulmedizin suchen und den überzogenen Einsatz von Antibiotika einfach satt haben. Auch die multiresistenten Bakterienstämme spielen hier durchaus eine Rolle. Man wendet sich wieder verstärkt der Naturmedizin zu und damit weg von der Pharmaindustrie. Die Propolis steht für Jahrtausend bewehrte Naturmedizin.

5. Was macht Propolis so besonders und wie kann man es am einfachsten und effektivsten einsetzen?

Bruder: Propolis stärkt die Abwehrkräfte durch Einwirkung auf das Immunsystem. Bienenpropolis wird vom Menschen seit Jahrtausenden zur Förderung der Gesundheit eingesetzt. Der römische Gelehrte Gaius Plinius Secundus prägte den Satz „ubi apis ibi salus“ was soviel bedeutet wie „Wo Bienen sind, da ist Gesundheit“. Propolis ist ein natürliches Antibiotikum und kann unterschiedlich angewendet und eingesetzt werden. Die antibakterielle, antivirale und antimykotische Wirkung von Bienenpropolis wird bei Erkrankungen durch Bakterien, Viren und Pilze eingesetzt. Die möglichen Einsatzgebiete sind entsprechend groß. Die antibakteriellen und antiviralen Eigenschaften werden z.B. bei Erkrankungen der oberen Atemwege genutzt. Gerade zur Erkältungszeit und bei grippalen Infekten hat sich die Einnahme von Propolis bewährt. Die antimykotischen Eigenschaften sind nützlich bei der Behandlung von z.B. Candida-Infektionen.

Arno Bruder ist Fachberater für Imkerei im Bezirk Oberbayern und Vize-Präsident des Deutschen Apitherapiebunds (DAB). Wer mehr über Propolis und deren Anwendung erfahren will, kann sich dirket an den Deutschen Apitherapie Bund e.V. wenden. Infos unter apitherapie.de

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